• Honigbienen <i>Apis mellifera</i> Arbeiterinnen auf teilweise verdeckelter Brutwabe
  • Doppelte retrograde Fluoreszenzfärbung (rot/grün) synpatischer Boutons
  • Blattschneiderameisen (<i>Atta sexdens</i>) Arbeiterinnen tragen Blattfragmente. Auf einigen dieser Fragmente sitzen winzige Arbeiterinnen derselben Art
Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie

Viel Licht, wenig Orientierung

29.07.2021

Lichtverschmutzung erschwert Mistkäfern die Orientierung im Gelände. Das dürfte auch auf andere nachtaktive Insekten und Vögel zutreffen, vermutet ein internationales Forschungsteam.

Ein nachtaktiver Mistkäfer klettert auf seine Dungkugel, um sich den Sternenhimmel einzuprägen, bevor er mit dem Transport der Kugel anfängt.
Ein nachtaktiver Mistkäfer klettert auf seine Dungkugel, um sich den Sternenhimmel einzuprägen, bevor er mit dem Transport der Kugel anfängt. (Bild: Chris Collingridge)

Das Wachstum der Städte mit ihren Straßenlaternen und beleuchteten Gebäuden macht die Nächte heller. Das hat Folgen für Tiere: Das künstliche Licht beleuchtet sie direkt, erhellt aber auch den Himmel und macht damit die Sterne unsichtbar. Doch viele Tiere sind bei der Orientierung auf die Sterne als Kompass angewiesen.

Bislang gab es keine wissenschaftliche Studie, bei der die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf die Orientierung von Tieren mittels Sternenkompass untersucht wurde. Ein Forschungsteam unter Leitung von Dr. James Foster vom Biozentrum der Universität Würzburg, gemeinsam mit der Universität Lund in Schweden und der Universität Witwatersrand in Südafrika, hat das jetzt geändert.

Im Journal Current Biology zeigt das Team, dass südafrikanische Mistkäfer (Scarabaeus satyrus) unter lichtverschmutztem Himmel nicht in der Lage sind, ihren Sternenkompass zu benutzen.

Schnell weg vom Misthaufen

Wenn diese nachtaktiven Käfer einen Kothaufen finden, formen sie kleine Kugeln aus dem Dung und rollen sie in eine sichere Entfernung. Dort können sie den Dung ohne Störung durch andere Käfer vergraben und fressen. Um hungrigen Konkurrenten zu entgehen, die ihre Dungkugeln stehlen könnten, müssen sie schnell und zielstrebig vom Kothaufen weglaufen. Dabei bewegen sie sich in einer geraden Linie und nutzen den Sternenhimmel, um ihren Kurs zu halten.

Unter natürlichen Bedingungen zerstreuen sich die Mistkäfer vom Kothaufen weg, so dass sie nicht miteinander konkurrieren. Wenn direkte Lichtverschmutzung durch Gebäude und Straßenlaternen vorhanden ist, bewegen sie sich aber auf die hellen Lichter zu, anstatt sich voneinander zu entfernen. Dies kann die Konkurrenz untereinander erhöhen und in unnötigen Kämpfen um die Dungkugeln Energie verschwenden.

Experimente in der Großstadt und auf dem Land

„Wir vermuten, dass dieser ‚Flug ins Licht‘ auch bei Vögeln und Nachtfaltern vorkommt: Die Lichtverschmutzung könnte sie dazu zwingen, ihren Sternenkompass aufzugeben und auf helle künstliche Lichter zuzufliegen, um überhaupt eine Chance zu haben, ihren Kurs zu halten“, sagt Dr. James Foster vom Biozentrum der Uni Würzburg.

Die Experimente wurden in Südafrika gemacht, und zwar auf einem Hausdach mitten in Johannesburg wie auch in einer ländlichen Gegend der Provinz Limpopo.

„Käfer, die direkte Lichtverschmutzung sahen, verhielten sich unnatürlich, konnten sich aber immer noch im Gelände orientieren. Doch diejenigen, die nur einen lichtverschmutzten Himmel, aber keine hell erleuchteten Gebäude sehen konnten, waren völlig desorientiert“, sagt Foster.

Daraus schließen die Wissenschaftler, dass Tiere, die das Hinterland zwischen Städten und der Wildnis bewohnen, von der Lichtverschmutzung möglicherweise am stärksten betroffen sind – denn sie können weder Sterne noch Straßenlaternen sehen.

Publikation

Light pollution forces a change in dung beetle orientation behaviour, James J. Foster, Claudia Tocco, Jochen Smolka, Lana Khaldy, Emily Baird, Marcus J. Byrne, Dan-Eric Nilsson, Marie Dacke, Current Biology, 29. Juli 2021, DOI: 10.1016/j.cub.2021.06.038

Kontakt

Dr. James Foster, Biozentrum, Universität Würzburg, T +49 931 31-87176,  james.foster@uni-wuerzburg.de

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Von Robert Emmerich

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