• Honigbienen <i>Apis mellifera</i> Arbeiterinnen auf teilweise verdeckelter Brutwabe
  • Doppelte retrograde Fluoreszenzfärbung (rot/grün) synpatischer Boutons
  • Blattschneiderameisen (<i>Atta sexdens</i>) Arbeiterinnen tragen Blattfragmente. Auf einigen dieser Fragmente sitzen winzige Arbeiterinnen derselben Art
Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie

Junges Kolleg beruft Anna Stöckl

05.03.2020

Wie sehen Insekten? Dafür interessiert sich Dr. Anna Stöckl. Für ihr Forschungsprogramm hat sie eine Auszeichnung erhalten: Sie wurde damit ins Junge Kolleg der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Dr. Anna Stöckl im Biozentrum der Uni Würzburg.
Dr. Anna Stöckl im Biozentrum der Uni Würzburg. (Bild: Robert Emmerich / Universität Würzburg)

Wer einmal ein Taubenschwänzchen beim Trinken beobachtet hat, vergisst diesen Anblick nie wieder. Wie Kolibris wirken die kleinen Falter, wenn sie vor einer Blüte in der Luft schweben und ihren Saugrüssel zielgenau in den Nektar tunken. Sie gehen besonders gern an Geranien, steuern aber auch viele andere Blüten an.

Allzu viel Zeit dürfen sich die Taubenschwänzchen bei der Nektarsuche nicht lassen, denn das „Schweben“ kostet sehr viel Energie. Darum ist hier Effektivität gefragt. Wie also schaffen es die Taubenschwänzchen, möglichst schnell und zielgenau an den Blütennektar zu kommen?

„Es sind farbige Muster auf den Blüten, die den Taubenschwänzchen bei der Navigation helfen“, sagt Dr. Anna Stöckl vom Biozentrum der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Die Forscherin will nun herausfinden, wie die kleinen Insekten diese Muster visuell erkennen und in ihrem Nervensystem verarbeiten. Zusätzlich arbeitet sie an anderen Projekten, die sich ebenfalls um die Verarbeitung visueller Reize bei Insekten drehen. Finanzielle Förderung dafür kommt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Volkswagen-Stiftung.

Forscherin freut sich auf Austausch im Jungen Kolleg

Mit ihrem Forschungsprogramm für die kommenden Jahre hat sich die Würzburger Wissenschaftlerin beim Jungen Kolleg der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beworben. Mit Erfolg: Zum 1. März 2020 wurde sie in diesen Kreis herausragender junger Forscherinnen und Forscher aufgenommen – für drei Jahre, mit der Option auf eine Verlängerung um noch einmal drei Jahre. Verbunden damit ist ein Stipendium von 12.000 Euro im Jahr.

„Die Aufnahme in das Junge Kolleg ist für mich eine große Ehre“, sagt Anna Stöckl, „und ich freue mich sehr auf den Austausch mit meinen Mitkollegiaten. In unserer hochspezialisierten Wissenschaft passiert es leider sehr schnell, dass man in seiner eigenen kleinen Forschungswelt bleibt.“ Hier biete das Kolleg eine hervorragende Möglichkeit, den Horizont zu erweitern.

Aktuell ist Anna Stöckl die einzige Stipendiatin von der JMU. Unter den Alumni des Kollegs finden sich aber zwei weitere Würzburger Namen: Cynthia Sharma, die an der JMU inzwischen Lehrstuhlinhaberin für Molekulare Infektionsbiologie ist, und PD Dr. Michael Hudecek, der an der Medizinischen Universitätsklinik II über Krebsimmuntherapien forscht.

Werdegang von Anna Stöckl

Fasziniert von ihren Forschungsobjekten ist Anna Stöckl vor allem, weil bei Insekten vergleichsweise wenige Nervenzellen sehr komplexe Verhaltensweisen kontrollieren können. Dazu kommt eine „unheilbare Sucht, Nervenzellen live in Aktion beobachten zu wollen“, wie sie auf ihrer Website schreibt. Diese „Sucht“ fing in Grünstadt in der Pfalz an – in ihrer Schulzeit dort befasste sie sich in einem Schwerpunktprojekt mehrere Monate lang mit dem Auge und der Netzhaut des Menschen.

Im Lauf ihrer wissenschaftlichen Ausbildung wurde die „Sucht“ dann intensiver. Anna Stöckl untersuchte die visuellen Systeme unterschiedlichster Tiere – Mäuse, Fische, Blutegel, Würfelquallen und Weinschwärmer waren darunter. Ihr Studium der Biologie und Neurowissenschaft hat sie in Heidelberg und an der LMU München absolviert; für die Doktorarbeit ging sie an die Lund-Universität in Schweden. „Meinen Doktorvater Eric Warrant hatte ich schon als Bachelorstudentin kennengelernt, bei einem Praktikum in der ‚Vision Group‘ in Lund“, sagt Stöckl.

Spaß an Wissenschaftskommunikation

In ihrer Dissertation untersuchte sie Weinschwärmer. Diese auffällig pink-grün-gefärbten Nachtfalter können bei Sternenlicht nicht nur gut navigieren, sondern auch Farben wahrnehmen. Anna Stöckl fand heraus, wie die Falter das schaffen: Sie verlassen sich nicht nur auf ihre hervorragenden Augen, sondern summieren zusätzlich neuronale Informationen in ihrem Gehirn zeitlich und räumlich. „Man kann das mit einer Kamera vergleichen: Die Weinschwärmer verlängern die Belichtungszeit und vergrößern die Pixel“, erklärt die JMU-Forscherin.

Besser ließe sich das nicht beschreiben – absolut passend also, dass Anna Stöckl von der Klaus-Tschira-Stiftung mit dem KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation 2017 ausgezeichnet wurde. Auch beim Science Slam 2019 des JMU-Alumnibüros trat sie an, um ihre Forschung vor einem Laienpublikum verständlich und unterhaltsam zu erklären.

„Ich habe es immer als wichtig empfunden zu erklären, was ich erforsche. Und ich habe großen Spaß daran, mit der Wissenschaft auch kreative und verrückte Sachen zu machen“, sagt Stöckl. Es sei ihr auch wichtig, der Gesellschaft, die ihre Forschung finanziert, auf diese Weise etwas zurückzugeben – „vor allem, weil ich nicht anwendungsbezogen arbeite, sondern reine Grundlagenforschung mache.“

Weblinks

Homepage Dr. Anna Stöckl

KlarText: Preisgekrönter Artikel von Anna Stöckl über ihre Doktorarbeit

Junges Kolleg der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Kontakt

Dr. Anna Stöckl, Lehrstuhl für Zoologie II (Verhaltensphysiologie und Soziobiologie), Universität Würzburg, T +49 931 31-86572, anna.stoeckl@uni-wuerzburg.de

Weitere Bilder

Von Robert Emmerich

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