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  • HEK-293T cells infected with Chlamydia trachomatis expressing chlamydial deubiquitinase Cdu1-FLAG
Lehrstuhl für Mikrobiologie

Infektion und Krebs

Die Verbindung zwischen Infektionen und dem Auftreten von Krebs wurde unstrittig für onkogene Viren und auch für Bakterien belegt, mit Helicobacter pylori als maßgeblichem Beispiel als Ursache für Magenkrebs. Im Fall von einer bakteriellen Infektion war die vorherrschende Meinung, dass der transformierende Prozess hauptsächlich indirekt durch die Auslösung einer chronischen Entzündung bewirkt wird. Obwohl eine Entzündung zweifellos zur Krebsentstehung beiträgt, konnte kürzlich gezeigt werden, dass einige Bakterien ebenfalls eine schwerwiegende direkte Wirkung auf die Wirtszellen ausüben, wie z.B. die Schädigung von DNA. Auch wenn solche gravierenden Schäden einen apoptotischen Zelltod fördern sollten, wurde für einige Bakterien gezeigt, dass diese Effekte ausüben, die das Überleben selbst von geschädigten Zellen positiv beeinflussen. Dies könnte zu einer bedrohlichen Situation führen, da infizierte Zellen, die genomische Veränderungen erworben haben, letztendlich überleben und sich in Richtung Malignität entwickeln könnten.  

Weiterhin deuten zahlreiche weitere Merkmale auf eine eher direkte Wirkung von bakteriellen Infektionen auf die Initiation und die Unterstützung des Tumorwachstums hin. Um Zugang zu Nährstoffen zu erhalten und eine Beseitigung durch zelleigene und angeborene Abwehrmechanismen zu verhindern, induzieren Bakterien onkogene Signalwege und eine Umprogrammierung des Stoffwechsels, wie dies in ähnlicher Weise bei transformierten Zellen erfolgt. Chronische Infektionen können nicht nur eine langfristige Entzündung verursachen, die ein Tumorwachstum durch Veränderung des umgebenden Milieus unterstützt. Diese "stillen" Infektionen können auch eine anhaltende Apoptoseresistenz und eine Transformation durch die Beeinträchtigung von Wirtzellsignalwegen bewirken. Wir untersuchen die Chlamydieninfektion, auch in Verbindung mit einer viralen Co-Infektion, als potentiellen Risikofaktor für Ovarial- und Zervixkrebs und erforschen den umprogrammierten Metabolismus als möglichen Angriffspunkt für ein therapeutisches Eingreifen bei Krebs und Infektion durch intrazelluläre Bakterien.
 

Projekte

Chlamydieninfektion – ein Risiokofaktor für Ovarial- und Zervixkarzinom?

Eine Chlamydieninfektion induziert in der Wirtszelle Stress, welcher zu einer Schädigung der DNA führt. Um zu überleben, müssen diese Bakterien das TP53 Tumorsuppressor-Protein herunter regulieren, wodurch entweder der Zellzyklus gestoppt, die Verfügbarkeit von Nährstoffen supprimiert oder eine Apoptose der gestressten Zellen vermittelt wird. In der frühen Krebsentstehung werden auch TP53-abhängige Signalwege durch Onkogene aktiviert. Die Umgehung der p53-abhängigen Apoptose ist daher eine allgemeine Antwort des Wirts sowohl auf eine Chlamydieninfektion als auch eine onkogene Transformation. Es gibt starke Hinweise darauf, dass Eileiter, die Orte für eine chronische Chlamydieninfektion, auch die Ursprungsorte für ovarielle Krebszellen und eine Entzündung des Beckens darstellen (eine häufige Erkrankung in Verbindung mit einer Chlamydieninfektion), was ebenfalls als Hauptrisikofaktor für Krebs der Ovarien erkannt wurde (mehr Information). Wir untersuchen in diesem Projekt auch die Hypothese, dass Chlamydien/Virus-Koinfektionen eine genomische Instabilität und erhöhte Mutationsraten verursachen, die eine Entstehung von Ovarialkrebs unterstützen (mehr Information).