Ulrich Heber gewürdigt
06/08/2010Für sein Lebenswerk bekommt der Würzburger Pflanzenforscher Professor Ulrich Heber (79) eine hohe Auszeichnung verliehen: den “Lifetime Achievement Award” der Internationalen Gesellschaft für Photosynthese-Forschung.
Die Gesellschaft vergibt den Preis seit 2003 an Wissenschaftler, die während ihrer gesamten Karriere herausragende Beiträge zur Erforschung der Photosynthese geleistet haben. Professor Heber bekommt die Auszeichnung voraussichtlich beim 15. Internationalen Photosynthese-Kongress überreicht, der vom 22. bis 27. August in Peking stattfindet.
Ulrich Heber, Jahrgang 1930, leitete von 1978 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1996 den Lehrstuhl für Botanik I der Universität Würzburg. Dort ist er nach wie vor wissenschaftlich tätig – unter anderem mit seinem Nachfolger Rainer Hedrich in einem gemeinsamen Projekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Es geht dabei um die molekularen Mechanismen, die Moose unempfindlich gegen Austrocknung machen.
Pionierarbeiten zur Photosynthese
In der Photosynthese-Forschung leistete Heber Pionierarbeiten über den Stofftransport in den grünen Zellen der Pflanzen. Von ihm stammen grundlegende Erkenntnisse zu der Frage, wie Pflanzen die eingefangene Sonnenenergie in ihren Blättern konservieren. Möglich waren diese Erfolge durch Messgeräte, die Heber selbst entwickelt hat: Mit ihnen ließen sich die Reaktionen der Chlorophyllkörner auf Licht analysieren, ohne das Blatt dafür zerstören zu müssen.
Ulrich Hebers Werdegang
Geboren wurde Ulrich Heber am 25. Oktober 1930 in Freital in Sachsen. Das Dresdener Gymnasium, das er besuchte, wurde 1945 zerstört. Nach dem Kriegsende absolvierte er zunächst eine landwirtschaftliche Lehre; 1949 holte er das Abitur nach. Er übersiedelte dann nach Westdeutschland, wo er zuerst als Industriearbeiter tätig war. 1950 nahm er sein Chemiestudium an der Technischen Hochschule Aachen auf, fünf Jahre später schloss er es mit dem Diplom ab.
Danach trat Ulrich Heber ins Institut für Landwirtschaftliche Botanik in Bonn ein, wo er 1958 promoviert wurde und sich – nach einem Aufenthalt im Labor des Nobelpreisträgers Melvin Calvin in Kalifornien – 1962 habilitierte. Im Anschluss ging er an die Universität Düsseldorf, an deren Institut für Botanik er Professor und Lehrstuhlinhaber war, bis er schließlich 1978 nach Würzburg wechselte.
Einer der ersten Leibniz-Preisträger
1985 führte die DFG das Leibniz-Programm ein. Ulrich Heber gehörte zusammen mit dem Würzburger Botanik-Professor Otto L. Lange zu den ersten Wissenschaftlern, die den Leibniz-Preis und damit drei Millionen Mark für ihre Forschung erhielten.
Der Leibniz-Preis ist der am höchsten dotierte deutsche Wissenschaftspreis und gilt als eine Art deutscher Nobelpreis. Der Leibniz-Preis war eine Anerkennung für die Forschungen, die Heber mit seinem ökologisch orientierten Kollegen Lange über die physiologischen Grundlagen für die Existenz der Pflanzen an ihren Freilandstandorten durchführte.
Wie können Pflanzen bei Wassermangel existieren und wachsen? Warum schädigt eine erhöhte Ozonkonzentration den Stoffwechsel der Pflanzen, und wo liegen die vertretbaren Grenzwerte? Was sind die Ursachen für Waldschäden in den Mittelgebirgen? Die letzte Frage konnte nicht zuletzt durch die Würzburger Arbeiten auf eine Kombination von Schwefeldioxidbelastung mit Mineralmangel zurückgeführt werden.
DFG-Großprojekte vorangetrieben
Ulrich Heber war Mitbegründer und treibende Kraft der Würzburger DFG-Forschergruppe "Ökophysiologie", die sich acht Jahre lang unter anderem mit der photosynthetischen Stoffproduktion und dem Wasserhaushalt von Wild- und Kulturpflanzen beschäftigte. Aus dieser Gruppe ging 1989 der DFG-Sonderforschungsbereich "Ökologie, Physiologie und Biochemie pflanzlicher und tierischer Leistung unter Stress" hervor. Heber leitete ihn mehrere Jahre lang.
Weltweit anerkannte Arbeiten
Stark beachtet auf der ganzen Welt sind die Forschungsergebnisse von Ulrich Heber: Er darf sich – ebenso wie seine Würzburger Botanik-Kollegen Rainer Hedrich, Werner Kaiser und Ulrich Schreiber – mit dem Prädikat „sehr oft zitierter Forscher“ schmücken, gehört zu den weltweit renommierten „ISI highly cited researchers“. Gleich vier sehr oft zitierte Forscher aus einem Lehrstuhl: „Das sucht weltweit seinesgleichen“, sagt Rainer Hedrich.
Ersichtlich ist dieser Erfolg in den Publikations- und Zitations-Datenbanken SCI und SSCI des „Institute for Scientific Information“ (ISI). Das Institut ermittelt, wie oft die Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern in den Veröffentlichungen anderer Forscher zitiert werden. Dieser Faktor gilt als Gradmesser für die Qualität und wissenschaftliche Bedeutung der Arbeit.