Weltweit häufig zitiert
15.11.2023Erneut befinden sich mehrere Forscher der Uni Würzburg unter den „Highly Cited Researchers“, dieses Jahr schaffen es fünf Professoren auf die Liste. Ihre Arbeiten werden von Kolleginnen und Kollegen weltweit oft zitiert.
Zum wiederholten Male finden sich Professoren der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) in der Liste der Highly Cited Researchers: der Botaniker Rainer Hedrich, die Mediziner Hermann Einsele und Christoph Wanner, der Zellforscher José Pedro Friedmann Angeli sowie der Systembiologe Dominic Grün.
Das auf Zitationsdaten spezialisierte Unternehmen Clarivate Analytics hat die aktuelle Highly-Cited-Liste erstellt und am 15. November 2023 veröffentlicht. Grundlage der Auswertung ist laut Clarivate die Datenbank Web of Science. Für 2023 hat das Analyseteam den Zeitraum von Anfang 2012 bis Ende 2022 betrachtet.
Als häufig zitiert gelten Publikationen, die in ihrem Erscheinungsjahr zu den ein Prozent meistzitierten ihres Fachgebiets gehören. Nur wer an besonders vielen Highly Cited Papers beteiligt ist, wird in den exklusiven Kreis der Highly Cited Researchers aufgenommen. 2023 besteht dieser Kreis aus 7.125 Persönlichkeiten aus 67 Ländern.
Gratulation vom Universitätspräsidenten
JMU-Präsident Paul Pauli gratuliert den Forschern: „Dass so viele Würzburger Wissenschaftler wiederholt zu den Highly Cited Researchers zählen, ist auch ein eindrucksvoller Beleg für die internationale Sichtbarkeit unserer Universität. Meinen Glückwunsch an die Ausgezeichneten!“
Prof. Dr. Hermann Einsele
Der Leiter des Lehrstuhls für Innere Medizin II und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II beschäftigt sich mit neuen Immuntherapien bei verschiedenen Tumorerkrankungen, dem Multiplen Myelom und Infektionserkrankungen bei immunabwehrgeschwächten Patienten. Unter seiner Leitung laufen immuntherapeutische Studien für viele Tumorerkrankungen. Einsele hat eine Krebstherapie mit spezifisch veränderten Immunzellen entwickelt und diese erstmals in Europa klinisch eingesetzt. An Auszeichnungen erhielt er unter anderen: 2003 den van Bekkum Award der Europäischen Gesellschaft für Zell- und Stammzelltherapie, 2012 Nobel Lecture Stem Cell Biology/Transplantation, Nobel Forum Karolinska Institute Schweden. 2014 wurde er als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz aufgenommen. 2022 erhielt er als erster Europäer den renommierten Erasmus Hematology Award für besondere Leistungen bei der Immuntherapie von Krebserkrankungen sowie den Bayerischen Verfassungsorden und 2023 den höchsten Preis der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI), die Emil-von-Behring Lecture. Er ist Co-Sprecher der Sonderforschungsbereiche 124, 221 und 338 sowie Sprecher des Nationalen Zentrums für Tumorerkrankungen WERA mit Hauptstandort Würzburg.
Prof. Dr. José Pedro Friedmann Angeli
Der Professor für Translationale Zellbiologie am Rudolf-Virchow-Zentrum – Center for Integrative and Translational Bioimaging ist ein Pionier auf dem Gebiet der Ferroptose. Dabei handelt es sich um eine Form des Zelltods, deren Beteiligung an immer mehr physiologischen und krankhaften Prozessen im Organismus zunehmend klar wird. Die Arbeit in seiner Gruppe zielt darauf ab, diejenigen Stoffwechselwege zu verstehen und zu nutzen, die die Ferroptose-Empfindlichkeit regulieren. Das langfristige Ziel dieser Forschung ist es, Krebsarten wie B-Zell-Malignome, Melanome und Neuroblastome, die von Natur aus empfindlich für die Ferroptose sind, gezielt beeinflussen zu können.
Prof. Dr. Dominic Grün
Der Leiter des Lehrstuhls für Computational Biology of Spatial Biomedical Systems und Direktor am Institut für Systemimmunologie erforscht mit hochauflösenden Methoden Prozesse der Zelldifferenzierung im Knochenmark und im Lebergewebe. Seine Arbeitsgruppe hat zahlreiche bioinformatische Algorithmen entwickelt, um Daten zu entschlüsseln, die mittels Einzelzell-RNA-Sequenzierung gewonnen wurden. Mit diesen Methoden konnte der Physiker einen ersten Zelltyp-Atlas der humanen Leber erstellen und zu einem besseren Verständnis der Gewebearchitektur und Zelldifferenzierung in der Leber beitragen. Seine Arbeit wurde 2020 mit dem GlaxoSmithKline-Preis für medizinische Grundlagenforschung ausgezeichnet. Seine Forschung zur Gewebearchitektur des Knochenmarks wird seit 2019 durch einen mit zwei Millionen Euro dotierten ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates gefördert.
Prof. Dr. Rainer Hedrich
Der Leiter des Lehrstuhls für Botanik I – Molekulare Pflanzenphysiologie und Biophysik gilt als einer der Väter der Erforschung der elektrischen Signalübertragung bei Pflanzen. In der Liste der oft zitierten Forscher wird er fortlaufend seit 2003 geführt, ein Gradmesser für zwei Jahrzehnte herausragende Forschungsleistung an der Universität. Hedrich war weltweit der erste, der im Labor von Nobelpreisträger Erwin Neher die Arbeitsweise pflanzlicher Ionenkanäle bestimmte. Im Projekt „Carnivorom“, gefördert vom Europäischen Forschungsrat mit einem ERC Grant, analysiert er fleischfressende Pflanzen. Dabei entdeckte er unter anderem, dass die Venus-Fliegenfalle die Berührungen mit ihrer Beute zählt und die Falle erst nach einer ausreichenden Zahl von Reizen zuschnappen und verdauen lässt. Um herauszufinden, wie die Pflanze zählt, fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Hedrich mit dem renommierten Koselleck-Forschungspreis. In den letzte Jahren hat er mit Hilfe von Licht-aktivierten Ionenkanälen Versuchspflanzen einer unterschiedlichen Zahl von äußeren kalzium-elektrischen Reizen ausgesetzt, um den Mechanismus des pflanzlichen Zählens aufzuklären.
Prof. Dr. Christoph Wanner
Der frühere Leiter des Schwerpunktes Nephrologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Würzburger Universitätsklinikums ist Experte für Nierenkrankheiten bei Diabetes mellitus sowie für Herzkreislauferkrankungen bei Dialysepatienten und nach Nierentransplantationen. Durch weltweit angelegte klinische Studien konnte er erstmals zeigen, dass bei Diabetikern ein in der Niere wirksames Medikament das Fortschreiten der Nierenerkrankung bis hin zur Nierenersatztherapie entscheidend verzögern kann. Die Diagnostik, Prognoseerstellung und Therapie von Fettstoffwechselstörungen bei Nierenkranken sind weitere Schwerpunkte seiner Arbeit. 2018 erhielt er die Franz-Volhard-Medaille. Seit Anfang 2023 wirkt er als Seniorprofessor an der JMU.