Pandemien und menschliche Gesundheit
In einem Artikel (1) der Bundesärztekammer wird eine Pandemie, als eine sich schnell und über regionale Grenzen verbreitende Krankheit definiert. Als „schwarzer Tod“ wird die wohl bekannteste Pandemie in der Geschichte der Menschheit bezeichnet, die Beulenpest. Der Erreger dieser Infektionskrankheit, Yersinia (Y.) pestis, ist laut einem Artikel (2) des Robert-Koch-Institutes für mindestens drei Pandemien verantwortlich. Es wird vermutet, dass die Krankheit durch Kontakt mit Nagetieren bzw. deren Flöhe auf den Menschen übertragen wurde. Dieser Übertragungsweg stellt eine wichtige Gemeinsamkeit vieler bekannter Pandemien dar. Sowohl AIDS als auch die spanische Grippe sowie die Vogel- und Schweinegrippe, teilen dieses zuvor beschriebene gemeinsame Merkmal.
Zoonosen stellen die Mehrheit der neu auftretenden Krankheiten dar und sind Auslöser fast aller bekannten Pandemien (z.B. Grippe, HIV, COVID-19), heißt es in einem Artikel (3) herausgebracht von der „Intergouvernemental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services“, kurz IPBES. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können. Zu Zoonose-Erregern zählen Bakterien, Viren sowie Pilze und weitere biologische Einheiten. In dem hier verlinkten Artikel der IPBES, wird die Vermutung aufgestellt, dass die bedeutendsten Reservoirs für Erreger mit pandemischem Potenzial Säugetiere sind (insbesondere Fledermäuse, Nagetiere und Primaten), sowie einige Vögel (insbesondere Wasservögel) und Nutztiere (wie z.B. Schweine, Kamele und Geflügel).
Aus den vorliegenden Informationen lässt sich also ableiten, dass hauptsächlich der Kontakt von Menschen und Wildtieren, Grund für das Auftreten neuartiger Krankheiten mit pandemischem Potenzial, verantwortlich ist. Der Mensch dringt seit der Industrialisierung schneller und weiter denn je, in vorher unberührte Natur vor, um sich diese zunutze zu machen, wodurch es verstärkt zum Kontakt von Wildtieren und Menschen kommt. Im Zusammenspiel mit der voranschreitenden Globalisierung, die das Verbreiten von Krankheiten über den gesamten Globus innerhalb kurzer Zeit erlaubt wird klar, wieso das Thema Pandemien in der modernen Zeit immer wichtiger wird und zunehmens eines der beachtenswertesten Systemrisiken darstellt.
Literatur
1. Influenza-Pandemie, Bundesärztekammer zuletzt aufgerufen am: 19.08.22
2. Ratgeber des Robert-Koch-Institutes zum Thema: Pest zuletzt aufgerufen am: 19.08.22
3. IPBES Workshop Report on Biodiversity and Pandemics. IPBES (2020) Workshop Report on Biodiversity and Pandemics of the Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. Daszak, P., das Neves, C., Amuasi, J., Hayman, D., Kuiken, T., Roche, B., Zambrana-Torrelio, C., Buss, P., Dundarova, H., Feferholtz, Y., Foldvari, G., Igbinosa, E., Junglen, S., Liu, Q., Suzan, G., Uhart, M., Wannous, C., Woolaston, K., Mosig Reidl, P., O'Brien, K., Pascual, U., Stoett, P., Li, H., Ngo, H. T., IPBES secretariat, Bonn, Germany, DOI:10.5281/zenodo.4147317 zuletzt aufgerufen am: 16.08.22
Lösungsmethoden
Reduzierung von Landnutzungsänderung und landwirtschaftlicher Expansion sowie Biodiversitätsverlust durch verantwortungsvollen nachhaltigen Konsum
Landnutzungsänderung durch landwirtschaftliche Expansion, Entwaldung sowie Massenviehzucht und der damit verbundene Verlust von Biodiversität, sind gewichtende Ursachen für das Auftreten neuer Krankheiten mit pandemischem Potenzial. Dies berichtet ein Artikel (1) der „Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services“, kurz IPBES.
Wie in der Einleitung zu diesem Thema erwähnt sind, die Mehrheit der neu auftretenden Krankheiten und Auslöser fast aller bekannten Pandemien (z.B. Grippe, HIV, COVID-19), sogenannte Zoonosen, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Durch erhöhten Kontakt zwischen Menschen und Nutztieren mit Wildtieren, entstehen neue Schnittstellen, an welchen Zoonosen auf den Menschen übertragen werden können. Dieser Zusammenhang wird in einem weiteren hier verlinkten Artikel (2) der „nature“ näher beleuchtet. Diese Erhöhung der Schnittstellen entsteht, durch das anhaltende Vordringen des Menschen in Wildtierreservoirs und biodiverse Gebiete, wie tropische Regenwälder, zum Zweck der Landnutzung.
Wenn man die voran gegangene Argumentation kritisch betrachtet, könnte man sich fragen, wieso diese Zusammenhänge gerade jetzt von entscheidender Wichtigkeit sind, für die Prävention von Pandemien, obwohl der Mensch ja schon seit jeher mit Wildtieren in Kontakt steht und Viehzucht betreibt.
Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass seit der Industrialisierung, das Vordringen des Menschen in vorher unberührte Gebiete zum Zweck der Landnutzungsänderung, nie da gewesene Maßstäbe erreicht hat. Dem zufolge findet außer der starken Erhöhung von Schnittstellen zwischen Menschen und Wildtieren, auch ein immenser Biodiversitätsverlust statt, welcher ein weiterer plausibler Grund für das Auftreten neuer Krankheiten mit pandemischem Potenzial ist. Während viele Arten aussterben, können sich andere wenige umso besser entwickeln, darunter auch Tiere, welche ein hohes Potenzial haben, als Wirtsorganismus für Zoonosen zu dienen. So berichtet ein Artikel (3), erschienen 2020 in der „nature“. Logisch lässt sich herleiten, dass Krankheitserreger bei Verlust der ursprünglich bevorzugten Wirtsorganismen, auf andere potenzielle Wirte ausweichen.
Letztlich wird ersichtlich, dass Handlungen, welche das Eindringen des Menschen in vorher unberührte Gebiete zum Zweck der Landnutzung und den damit verbundenen Biodiversitätsverlust fördern, auch das Potenzial von Pandemien erhöhen.
In einem Artikel (4) der „Union of Concerned Scientists“, werden Massentierzucht, der Anbau von Sojabohnen vornehmlich als Futtermittel für die Massentierzucht, der Anbau von Ölpalmen und der Gewinn von Produkten aus den Bäumen, wie z.B. Papier, als die vier Haupttreiber für die Zerstörung von Regenwäldern, die artenreichsten Gebiete der Erde, genannt.
Wer einen Beitrag zur Prävention von Pandemien leisten möchte, sollte darauf achten keine Produkte zu konsumieren oder Firmen zu unterstützten, welche verantwortlich sind für das Eindringen in vorher unberührte Natur. In einem Artikel erschienen am Robert-Koch-Institut (5) wird darauf hingewiesen, dass ebenfalls beim privaten Reisen in entlegene Regionen, die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, dass Menschen in Kontakt mit infizierten Tieren treten.
Für diesen Zweck gibt es etliche kostenlose Apps für das Smartphone, womit man durch das Scannen der Barcodes auf den Produkten im Supermarkt, schnell und einfach sämtliche Informationen über die Inhaltsstoffe eines Produktes und deren Nachhaltigkeit angezeigt bekommt.
Reduzierung des Wildtierhandels
Wie in der Einleitung zu diesem Thema erwähnt, stellen, wie in einem hier verlinkten Artikel (1) behauptet, Zoonosen die Mehrheit der neu auftretenden Krankheiten dar und sind Auslöser fast aller bekannten Pandemien (z.B. Grippe, HIV, COVID-19). Neben Nutztieren sind Wildtiere wichtige Wirte für eine große Anzahl von bekannten und eine noch größere Anzahl von unbekannten Zoonosen, also Krankheitserregern, welche von Tieren auf den Menschen übertragen werden können.
Laut des Artikels (1) der „Intergovernemental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services“, hat sich der Wert des internationalen legalen Wildtierhandels in den letzten 14 Jahren mehr als verfünffacht. Es wird geschätzt, dass mit dem globalen legalen Wildtierhandel jährlich 7-23 Milliarden US-Dollar erzielt werden. Einer der Haupthandelsorte für Wildtiere ist China. In einem Artikel (2) erschienen in „Science“ wird die jährliche Gewinnspanne der Wildtierzuchtindustrie in China, auf ca. 18 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Eine naheliegende Lösung wäre es, den gesamten Wildtierhandel zu verbieten. Doch wie in vielen Fällen ist ein totales radikales Verbot keine gute Lösung. So heißt es auch in dem Artikel (2) erschienen in „Science“. In einem Artikel (3) aus der Fachzeitschrift „Conservation Biology“, werden verschiedene Motivationen für den Gebrauch und Konsum von Wildtierprodukten vorgestellt. Neben finanziellen, sowie tief verwurzelten kulturellen und religiösen Motiven, dient der Konsum von Wildtieren in manchen Teilen der Welt für arme Menschen auch als Nahrungsgrundlage.
Rechtliche Maßnahmen gegen den Handel und Konsum von Wildtieren werden mit diesen Motiven in Konflikt stehen und stellen eine erhebliche Herausforderung dar. Es ist zu empfehlen, die verschiedenen Motive zu analysieren und zu verstehen und auf dieser Grundlage für jedes Motiv geeignete Maßnahmen zur Eindämmung des Handels vorzunehmen. So wird beispielsweise bei der Erarbeitung von Gegenmaßnahmen in Bezug auf kulturelle und religiöse Motive, Aufklärung vermutlich eine große Rolle spielen.
Auch wenn die Erarbeitung und Durchführung von Gegenmaßnahmen, vor allem eine Aufgabe für Regierungen darstellt, ist schon viel damit getan, wenn man als Bürger gut über dieses Thema informiert ist. Es gibt einige Seiten im Internet, die darüber informieren, wie man als Privatperson zur Eindämmung des Wildtierhandels beitragen kann. Einige dieser Seiten (4, 5, 6) sind unten in der „Artikel- und Paper-Sammlung“ verlinkt.
Literatur zur Reduzierung von Landnutzungsänderung
1. IPBES Workshop Report on Biodiversity and Pandemics
2. Zoonotic host diversity increases in human-dominated ecosystems
Gibb, R., Redding, D.W., Chin, K.Q. et al. Zoonotic host diversity increases in human-dominated ecosystems. Nature 584, 398–402 (2020). zuletzt aufgerufen am: 17.08.22
3. Why deforestation and extinctions make pandemics more likely
Jeff Tollefson. Why deforestation and extinction make pandemics more likely. Nature, Aug. 07, 2022. zuletzt aufgerufen am: 17.08.22
4. What's Driving Deforestation?
Union of Concerned Scientists, What’s Driving Deforestation?. Feb. 8, 2016. zuletzt aufgerufen am: 17.08.22
5. Zoonotische Infektionen beim Menschen
K. Alpers, K. Stark, W. Hellenbrand, A. Ammon, Zoonotische Infektionen beim Menschen. Robert Koch-Institut, Berlin.zuletzt aufgerufen am: 17.08.22
Literatur zur Reduzierung des Wildtierhandels
1. IPBES Workshop Report on Biodiversity and Pandemics
2. Wildlife consumption ban is insufficient
Wang H, Shao J, Luo X, Chuai Z, Xu S, Geng M, Gao Z. Wildlife consumption ban is insufficient. Science. 2020 Mar 27;367(6485):1435. doi: 10.1126/science.abb6463. PMID: 32217718.zuletzt aufgerufen am: 17.08.22
3. Motivations for the use and consumption of wildlife products.
4. WWF: stop wildlife crime zuletzt aufgerufen am: 18.08.22
5. WWF: Stopping the illegal wildlife trade zuletzt aufgerufen am: 18.08.22
6. 5 Ways You Can Help Civil Society End the Illegal Wildlife Trade zuletzt aufgerufen am: 18.08.22