Weltweit häufig zitiert
15.11.2022Ihre Arbeiten werden von anderen Forschenden außergewöhnlich oft zitiert: Erneut erhalten Wissenschaftler der Universität - darunter Frank Würthner - dafür das Prädikat „Highly Cited Researcher“.
Zum wiederholten Male finden sich Professoren der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) in der Liste der Highly Cited Researchers. Darunter sind der Mediziner Hermann Einsele, der Zellforscher José Pedro Friedmann Angeli, der Systembiologe Dominic Grün, der RNA-Forscher und Infektionsbiologe Jörg Vogel und der Chemiker Frank Würthner.
Das auf Zitationsdaten spezialisierte Unternehmen Clarivate Analytics hat die aktuelle Highly-Cited-Liste erstellt und am 15. November 2022 veröffentlicht. Grundlage der Auswertung ist laut Clarivate die Datenbank Web of Science. Für 2022 hat das Analyseteam den Zeitraum von Anfang 2011 bis Ende 2021 betrachtet.
Als häufig zitiert gelten Publikationen, die in ihrem Erscheinungsjahr zu den ein Prozent meistzitierten ihres Fachgebiets gehören. Nur wer an besonders vielen Highly Cited Papers beteiligt ist, wird in den exklusiven Kreis der Highly Cited Researchers aufgenommen. 2022 besteht dieser Kreis aus 6.938 Persönlichkeiten weltweit.
Neben der Liste mit den Highly Cited Researchers führt Clarivate Analytics eine weitere Liste mit sogenannten Citation Laureates. Diese kommen aus Sicht der Fachleute für den Nobelpreis in Frage. Dort wird seit 2014 der JMU-Physiker Laurens Molenkamp geführt. Um für diese Liste in Betracht gezogen zu werden, müssen Wissenschaftler Veröffentlichungen vorweisen können, die mehr als 1.000 Mal zitiert wurden. Außerdem müssen ihre Arbeiten mit einer bedeutenden Entdeckung oder einem nobelpreiswürdigen Fortschritt verbunden sein.
Liste der Highly Cited Researchers 2022
Gratulation vom Universitätspräsidenten
JMU-Präsident Paul Pauli gratuliert den Forschern: „Dass so viele Würzburger Wissenschaftler wiederholt zu den Highly Cited Researchers und Citation Laureates zählen, ist auch ein eindrucksvoller Beleg für die internationale Sichtbarkeit unserer Universität. Meinen Glückwunsch an die Ausgezeichneten!“
Prof. Dr. Hermann Einsele
Der Leiter des Lehrstuhls für Innere Medizin II und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II beschäftigt sich mit der Stammzelltransplantation gegen Blutkrebs und das Multiple Myelom und Infektionserkrankungen bei immunabwehrgeschwächten Patienten. Unter seiner Leitung laufen immuntherapeutische Studien für viele Tumorerkrankungen. Einsele hat eine Krebstherapie mit spezifisch veränderten Immunzellen entwickelt und diese erstmals in Europa klinisch eingesetzt. An Auszeichnungen erhielt er unter anderen: 2003 den van Bekkum Award der Europäischen Gesellschaft für Zell- und Stammzelltherapie, 2012 Nobel Lecture Stem Cell Biology/Transplantation, Nobel Forum Karolinska Institute Schweden. 2014 wurde er als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz aufgenommen. 2022 erhielt er als erster Europäer den renommierten Erasmus Hematology Award für besondere Leistungen bei der Immuntherapie von Krebserkrankungen. Er ist Co-Sprecher der Sonderforschungsbereiche 124, 221 und 338 sowie Sprecher des Nationalen Zentrums für Tumorerkrankungen WERA mit Hauptstandort Würzburg.
Prof. Dr. José Pedro Friedmann Angeli
Der Professor für Translationale Zellbiologie am Rudolf-Virchow-Zentrum – Center for Integrative and Translational Bioimaging ist ein Pionier auf dem Gebiet der Ferroptose. Dabei handelt es sich um eine Form des Zelltods, deren Beteiligung an immer mehr physiologischen und krankhaften Prozessen im Organismus zunehmend klar wird. Die Arbeit in seiner Gruppe zielt darauf ab, diejenigen Stoffwechselwege zu verstehen und zu nutzen, die die Ferroptose-Empfindlichkeit regulieren. Das langfristige Ziel dieser Forschung ist es, Krebsarten wie B-Zell-Malignome, Melanome und Neuroblastome, die von Natur aus empfindlich für die Ferroptose sind, gezielt beeinflussen zu können.
Prof. Dr. Dominic Grün
Der Leiter des Lehrstuhls für Computational Biology of Spatial Biomedical Systems und Direktor am Institut für Systemimmunologie erforscht mit hochauflösenden Methoden Prozesse der Zelldifferenzierung im Knochenmark und im Lebergewebe. Seine Arbeitsgruppe hat zahlreiche bioinformatische Algorithmen entwickelt, um Daten zu entschlüsseln, die mittels Einzelzell-RNA-Sequenzierung gewonnen wurden. Mit diesen Methoden konnte der Physiker einen ersten Zelltyp-Atlas der humanen Leber erstellen und zu einem besseren Verständnis der Gewebearchitektur und Zelldifferenzierung in der Leber beitragen. Seine Arbeit wurde 2020 mit dem GlaxoSmithKline-Preis für medizinische Grundlagenforschung ausgezeichnet. Seine Forschung zur Gewebearchitektur des Knochenmarks wird seit 2019 durch einen mit zwei Millionen Euro dotierten ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates gefördert.
Prof. Dr. Jörg Vogel
Der Direktor des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung und Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie an der Medizinischen Fakultät der JMU erforscht regulatorische RNA-Moleküle in bakteriellen Krankheitserregern wie Salmonellen und Fusobakterien. Seine Arbeitsgruppe entwickelt neue, auf Hochdurchsatzsequenzierung beruhende Methoden, um RNA-Moleküle in hoher Auflösung zu erfassen und deren Wirkmechanismen zu verstehen. Der Biochemiker und Leibniz-Preisträger von 2017 ist gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) und der Europäischen Molekularbiologie-Organisation EMBO.
Prof. Dr. Frank Würthner
Der Leiter des Lehrstuhls für Organische Chemie II und Gründungsdirektor des Zentrums für Nanosystemchemie der JMU leistete grundlegende Arbeiten in der supramolekularen Materialchemie. Für die organische Elektronik und Photovoltaik entwickelt er supramolekulare Polymere und Nanomaterialien auf Basis von Funktionsfarbstoffen. Nach erfolgreichen Arbeiten zur Umwandlung von Sonnenlicht in Strom beschäftigt sich Würthner – seit 2018 gefördert mit einem ERC Advanced Grant – auch mit Farbstoff-basierten Materialien, die mit Sonnenlicht Brennstoffe erzeugen können. Hier setzt er auf biomimetische Konzepte und synthetische Nanosysteme. Für seine Arbeiten über Farbstoffaggregate verlieh ihm die Gesellschaft Deutscher Chemiker die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze.
Citation Laureate Prof. Dr. Laurens Molenkamp
Dem Leiter des Lehrstuhls für Experimentelle Physik III gelang 2007 die Entdeckung des Quanten-Spin-Hall-Effekts. Molenkamp war außerdem der erste, der die neue Materialklasse der topologischen Isolatoren experimentell realisieren konnte. Seit seinem Durchbruch wird auf diesem Gebiet weltweit intensiv geforscht. Molenkamp erhielt unter anderem 2011 und 2017 jeweils mit 2,5 Millionen Euro dotierte ERC Advanced Grants und 2014 den Leibniz-Preis. 2017 kam die Stern-Gerlach-Medaille hinzu, die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 2022 wurde Molenkamp von der Universidad San Martin in Argentinien mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.