Chair of Biochemistry

Von der Grundlagenforschung zu kommerziellen organischen Solarzellen

28.06.2022

Darüber sprach der Preisträger der zehnten Siegfried-Hünig-Vorlesung, Prof. Peter Bäuerle. Außerdem wurde in einem zweiten Festvortrag das breite wissenschaftliche Werk des im Jahr 2021 verstorbenen Namensgebers gewürdigt.

Preisträger Peter Bäuerle (Mitte) mit Frank Würthner (l.) und Hans-Ulrich-Reißig (Foto: C. Stadler)
Preisträger Peter Bäuerle (Mitte) mit Frank Würthner (l.) und Hans-Ulrich-Reißig (Foto: C. Stadler)

So viele weitgereiste Gäste wie am 23. Juni kamen zuvor nur ein einziges Mal zur Siegfried-Hünig-Vorlesung, nämlich als diese 2011 erstmals stattfand. Gründe für das erneut große Interesse gibt es sicherlich mehrere. So konnte die Veranstaltung in den Jahren 2020 und 2021 wegen der Corona-Beschränkungen nicht stattfinden. Umso mehr Mühe gab man sich in diesem Jahr. Das Programm wurde erweitert um ein zusätzliches Highlight: Professor Hans-Ulrich Reißig aus Berlin sprach über „Siegfried Hünigs wissenschaftliches Werk“. Mancher Gast sah in der diesjährigen Veranstaltung die vermutlich beste Gelegenheit, Siegfried Hünig posthum die Ehre zu erweisen, nachdem dieser am 24. März 2021 verstorben war. Nicht zuletzt behandelte der Vortrag von Professor Bäuerle ein hoch aktuelles Thema, nämlich die regenerative Stromerzeugung.

Dresden als roter Faden

Schon bei der Begrüßung durch Professor Frank Würthner deutete sich an, dass Dresden, aus dem Siegfried Hünig nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs fliehen musste, eine besondere Bedeutung zukommen würde. Von dort war der bereits 84-jährige Professor Horst Hartmann, ehrenamtlicher Kustos der Farbensammlung der TU Dresden, eigens angereist, um die Verbundenheit zwischen ihm und Siegfried Hünig zu zeigen. Und auch in der Vita des von Professor Würthner eingeführten Festredners, Professor Hans-Ulrich Reißig, war die TU Dresden eine wichtige Station.

Professor Reißig begann dann auch seine Hommage an Siegfried Hünig in Dresden, wo dessen akademische Karriere ihren Anfang genommen hatte. In 30 Minuten führte Reißig das Publikum durch Siegfried Hünigs enorm facettenreiches wissenschaftliches Werk und zeigte wiederholt Bezüge zu topaktuellen Forschungsthemen auf, nicht zuletzt auch zur Forschung des Preisträgers, Professor Peter Bäuerle.

Wenn Chemiker und Physiker voneinander lernen

„SYNTHESIS – MATERIALS – ENERGY: From Molecules to organic solar cells” lautete der Titel des Vortrags von Professor Bäuerle aus Ulm. Entsprechend ging es zunächst um die Synthese und Charakterisierung von organischen Molekülen, die maßgeschneiderte photophysikalische und elektronische Eigenschaften haben. Wie diese Moleküle dann als Materialien für den Bau organischer Solarzellen verwendet werden können, bedarf der intensiven Zusammenarbeit von Chemikern und Physikern. Hier erklärte Peter Bäuerle, wie er und sein Team von den Physikern lernten, dass man bei der Optimierung der Moleküle in sehr kleinen Schritten vorgehen und immer auf die Messergebnisse der Physiker warten muss, um die beobachteten Veränderungen der maßgeblichen Eigenschaften interpretieren zu können.

Vom Kolben zur Serienproduktion

Wie viel man voneinander lernte, zeigte Professor Bäuerle im eindrucksvollen letzten Teil seines Vortrags. Hier kam er auf den ebenso großen wie an Universitäten seltenen Schritt zu sprechen, der ihm und seinen Partnern gelungen ist: die kommerzielle Anwendung. Und da stand dann wieder Dresden im Fokus. Dort nämlich hat die Firma Heliatek, eine Ausgründung der Universitäten Ulm und Dresden, ihren Firmensitz. Nach fast 15-jähriger Entwicklungsarbeit, an der neben den Chemikern und Physikern auch Ingenieure und Ökonomen beteiligt waren, gelang Heliatek im Jahr 2021 die Markteinführung der weltweit ersten kommerziellen organischen Solarfolie HeliaSol. Diese zeichnet sich im Vergleich zu den verbreiteten Solarzellen auf Siliziumbasis durch äußert geringes Gewicht, Biegsamkeit und einen sehr kleinen CO2-Fußabdruck aus. Zudem enthält sie weder Schwermetalle noch Seltene Erden. Zur Veranschaulichung und als krönender Abschluss seines Vortrags hatte Professor Bäuerle einige Muster mitgebracht, die durch die Reihen der faszinierten Zuhörer gereicht wurden.

Nach kurzer wissenschaftlicher Diskussion durften sich die Anwesenden über fränkische Spezialitäten und gekühlte Getränke freuen, die im Foyer auf sie warteten. Dort fand die Festveranstaltung einen würdigen Abschluss.

Links

Die Siegfried-Hünig-Vorlesung: Informationen und Chronologie

Website von Prof. Dr. Peter Bäuerle (Universität Ulm)

Website von Prof. Dr. Hans-Ulrich Reißig (FU Berlin)

Website der Firma Heliatek

Essay mit dem Titel "Eine Hommage an Siegfried Hünig und seine Forschung" von Professor Hans-Ulrich Reißig (veröffentlicht anlässlich des 100. Geburtstags von Professor Hünig in der Zeitschrift Angewandte Chemie)

Weitere Bilder

Von C. Stadler

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