Chair of Biochemistry

Mit Intuition und Erfahrung

16.12.2014

Makromolekulare Chemie ist nach Aussage der Alexander-von-Humboldt-Stiftung das Fachgebiet von Dr. Agnieszka Nowak-Król. Am Lehrstuhl von Professor Frank Würthner synthetisiert die Polin organische Moleküle und versucht deren Eigenschaften durch Modifikationen zu verbessern.

Weil hier „eine der weltweit besten Gruppen forscht“, ist Agnieszka Nowak-Król nach Würzburg gekommen. (Foto: Gunnar Bartsch)

„Und was steht am Ende Ihrer Arbeit? Bessere Solarzellen?“ Bei dieser Frage muss Agnieszka Nowak-Król kurz lachen. „Ja“, sagt sie – „möglicherweise.“. Aber bis dahin sei es noch ein weiter Weg. Momentan verbringt die Chemikerin einen Großteil ihrer Zeit damit, im Labor Moleküle zu designen, zu synthetisieren und durch spezielle Anhänge zu modifizieren – oder, laienhafter formuliert: Für spezielle Anwendungen gezielt mit den gewünschten Eigenschaften zu versehen. Versuch und Irrtum spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle; wichtiger seien „Intuition und Erfahrung“, so die junge Wissenschaftlerin. Beides Eigenschaften, über die sie inzwischen hinreichend verfügt.

Farbstoffe für Medizin und Technik

Agnieszka Nowak-Król setzt dabei vor allem auf eine bestimmte Klasse organisch-chemischer Farbstoffe, die sogenannten Porphyrine – benannt nach dem griechischen Wort für den Purpurfarbstoff. Solche Farbstoffe sind nicht nur für technische Anwendungen interessant. Auch in der Medizin kommen sie mittlerweile zum Einsatz, beispielsweise beim Kampf gegen Krebs mit Hilfe der photodynamischen Therapie.

Das Prinzip dahinter: Die lichtempfindlichen Porphyrine werden im Tumorgewebe angereichert und dann mit Licht einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt. Trifft das Licht auf die organischen Moleküle, nehmen diese die Energie auf und geben sie an Sauerstoffmoleküle weiter. Die angeregten Sauerstoffmoleküle wiederum werden äußert reaktionsfreudig und zerstören beispielsweise Fettmoleküle in der Membran benachbarter Tumorzellen. Die Zellen sterben daraufhin ab.

Anwendungen in der Medizin stehen allerdings nicht ganz oben auf Agnieszka Nowak-Króls Prioritätenliste. Wie in der gesamten Arbeitsgruppe von Frank Würthner dreht sich auch bei ihr die Forschung in erster Linie um Anwendungen organischer Moleküle in der Elektronik und Photovoltaik. Ziel ist es beispielsweise, organische Moleküle auf kleinstem Raum zu größeren Verbänden zu arrangieren, die Sonnenlicht absorbieren und zu Elektroden transportieren, wo es schließlich in elektrischen Strom umgewandelt wird. Oder künstliche Chloroplasten zu entwickeln, die ähnlich wie in Pflanzenzellen Lichtenergie zur Erzeugung von Brennstoffen nutzen.

Frühe Begeisterung für Naturwissenschaften

Sie habe sich schon immer für Mathematik und Naturwissenschaften begeistert und die Prozesse, die um sie herum passieren, verstehen wollen, erzählt Agnieszka Nowak-Król auf die Frage, weshalb sie Chemie studiert hat. Physik hätte es im Prinzip auch werden können – Chemie sei aber letztendlich spannender, sagt sie. An der Technischen Universität ihrer Heimatstadt Rzeszów hat sie das Fach studiert, um dann für ihre Doktorarbeit an die Polnische Akademie der Wissenschaften in Warschau zu wechseln. Während dieser Zeit sei der Wunsch entstanden, als Postdoc nach Würzburg zu gehen. Warum? „Weil hier eine der weltweit besten Gruppen auf diesem Gebiet forscht“, sagt sie.

Seit dem 1. Oktober 2014 ist Agnieszka Nowak-Król am Lehrstuhl von Frank Würthner Stipendiatin der Alexander-von-Humboldt-Stiftung – ausgestattet mit einem Stipendium für zwei Jahre. In Würzburg gefällt es ihr sehr gut. Das Freizeitangebot sei groß; sie selbst geht, wenn sie gerade mal nicht im Labor steht und neue Moleküle synthetisiert, klettern und Rad fahren. Was sie ebenfalls sehr schätzt: „Würzburg ist eine sehr sichere Stadt.“ Zu Fuß, alleine, in der Dunkelheit nach Hause gehen: In Würzburg sei das kein Problem. Einzig die bayerischen Ladenschlusszeiten bereiteten der jungen Polin anfangs Probleme. Dass sie weder am Sonntag noch nachts um zwei Uhr einkaufen gehen kann, habe zu Beginn ihres Aufenthalts für so manche Lücke im Kühlschrank gesorgt.

Die Zukunft ist ungewiss

Eine Karriere „in der akademischen Welt“ ist momentan Agnieszka Nowak-Króls Ziel. Wobei sie gleich anfügt: „Aber die lässt sich nicht planen. Wer weiß, wo ich in zwei Jahren sein werde.“ Und natürlich sei der Wechsel in die Industrie für sie als Mutter eines acht Jahre alten Sohnes alleine schon wegen der geregelten Arbeitszeiten eine Alternative, über die sie zumindest nachdenken müsse. Aber der käme eigentlich nur dann in Frage, wenn die Arbeit dort mindestens genauso spannend wäre wie an der Universität. Denn letzten Endes zählt für sie vor allem ein Argument: „Forschung macht Spaß!“

Von einBlick

Zurück