Chair of Biochemistry

Kongolesisches Verdienstkreuz in Gold für zwei Professoren

13.08.2012

Erstmals geht die höchste zivile Auszeichnung der Demokratischen Republik Kongo an einen Deutschen und seinen kongolesischen Projektpartner: Geehrt werden Gerhard Bringmann (Würzburg) und Virima Mudogo (Kinshasa) für den Aufbau eines weltweit einzigartigen Kooperationsprojekts.

Die langjährigen Weggefährten Virima Mudogo und Gerhard Bringmann, die die höchste zivile Auszeichnung der Demokratischen Republik Kongo erhalten haben, die „Medaille du Mérite Civique 1ère Classe“ in Gold.

Sie entspricht in etwa einem Bundesverdienstkreuz: die 1966 eingeführte „Medaille du Mérite Civique 1ère Classe“ in Gold des kongolesischen Volkes. Erstmals wurde diese hohe Auszeichnung nun an ein deutsch-kongolesisches Team vergeben: an Gerhard Bringmann, Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie I der Universität Würzburg, und an Virima Mudogo, Chemie-Professor an der Uni Kinshasa und Alumnus der Uni Würzburg. Überreicht wurden die Verdienstkreuze am Freitag in Kinshasa durch den Chancelier des Ordres Nationaux, General Shulungu Nembeso Otoko.

 

Der kongolesische Staatspräsident ehrt die Professoren für ein Kooperationsprojekt, dessen Herzstück das Exzellenz-Stipendienprogramm BEBUC ist. Damit werden herausragende junge Kongolesen an Schulen und Universitäten gefördert. Das Stipendiensystem gibt Anlass zur Hoffnung, dass im Kongo erstmals seit Jahrzehnten wieder exzellente junge Professoren „nachwachsen“. Sie sollen einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung der Universitäten und zum Wiederaufbau des Landes leisten.

 

Anfänge der Zusammenarbeit

 

Gerhard Bringmann und Virima Mudogo kennen sich seit bald 20 Jahren. Ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit begann im Januar 1993. Bringmann war kurz zuvor als junger Lehrstuhlinhaber nach Würzburg gekommen, Mudogo hingegen hatte Würzburg gerade wieder verlassen: Er war nach seiner Promotion in der Physikalischen Chemie bei Professor Friedemann Schneider an seine Heimatuniversität Kinshasa zurückgekehrt.

 

Anfangs ging es Bringmann und Mudogo nur um die Suche nach medizinisch interessanten Wirkstoffen aus tropischen Pflanzen. Ihre Forschungen ergaben zahlreiche Publikationen und sogar das erste deutsch-kongolesische Patent. Gemeinsam entdeckten die beiden sogar eine neue Pflanzenart im Kongo. Sie nannten sie Ancistrocladus ileboensis, nach dem Fundort in der Nähe der kongolesischen Stadt Ilebo. Diese gemeinsamen Arbeiten führen die Professoren bis heute im Würzburger Sonderforschungsbereich 630 („Wirkstoffe gegen Infektionskrankheiten“) weiter, dessen Sprecher Bringmann ist.

 

Erster Kooperationsvertrag 2003

 

Eine neue Dimension bekam die Zusammenarbeit im Jahr 2003. Damals initiierten Bringmann und Mudogo den ersten Kooperationsvertrag zwischen den Universitäten Würzburg und Kinshasa. Sie füllten ihn rasch mit Leben – mit gemeinsamer Lehre, wissenschaftlichen Symposien, der Spende von Fachbüchern und Geräten (über 40 Tonnen) und deren Versand in den Kongo.

 

„Das alles schien aber nicht ausreichend, um das vielleicht größte Problem anzupacken: die unglückliche Verquickung von Überalterung der Professorenschaft, sinkender Qualität und Hoffnungslosigkeit an kongolesischen Unis“, so Bringmann. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, initiierte er mit Mudogo 2008 das privat finanzierte Exzellenz-Stipendienprogramm BEBUC. Es soll herausragenden jungen Menschen im Kongo die Chance geben, zügig und mit Tiefgang zu studieren und eine akademische Karriere einzuschlagen.

Vier Stipendiaten machten den Anfang

 

Zunächst begann das Stipendiensystem mit vier Bachelor-Stipendiaten, und zwar ausschließlich an der Uni Kinshasa und lediglich in den Fächern Chemie und Pharmazie. Schnell zeigte es sich als sehr erfolgreich: Die Stipendiaten entwickelten sich glänzend und es fanden sich erste Paten, die komplette Stipendien finanzierten. Darum konnte BEBUC schon 2009 auf weitere Fächer und auf 16 Stipendiaten ausgeweitet werden.

 

Seit 2010 unterstützt die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung (Bad Homburg) das Stipendiensystem. Gemeinsam mit vielen Helfern und Partnern konnten Bringmann und Mudogo das System auf alle Fächer der Uni Kinshasa ausweiten und zudem eine zweite Uni mit einbeziehen, die Université Catholique du Graben in Butembo im Osten des Kongo. Die Zahl der Stipendiaten wuchs auf 24.

 

Rückkehr-Stipendien besonders wichtig

 

Ein Jahr danach wurde erstmals die gesamte „Stipendien-Pipeline“ vergeben: Für 27 Stipendiaten in Kinshasa und vier in Butembo gab es Bachelor-, Master-, Doktoranden- und Rückkehr-Stipendien. Letztere sind besonders wichtig, weil sie dem Abwandern von Wissenschaftlern und dem Ausbluten der kongolesischen Unis entgegenwirken.

 

2012 schließlich wurde das Stipendiensystem auf acht kongolesische Universitäten, drei Gymnasien und eine Grundschule ausgedehnt. Alle diese zwölf Einrichtungen sind seither institutionelle Vertragspartner der Universität Würzburg. Aktuell gibt es knapp 70 BEBUC-Stipendiaten aus allen Fachrichtungen und in allen Phasen der Ausbildung – Schüler, Bachelor- und Master-Studierende, Doktoranden und Rückkehr-Stipendiaten. Und bis 2018 soll BEBUC auf den gesamten Kongo ausgedehnt werden, so der Plan von Bringmann und Mudogo.

 

Förderverein organisiert das System

 

Organisiert wird das BEBUC-Programm durch einen gemeinnützigen Förderverein. Er besteht seit drei Jahren und hat bereits rund 550 persönliche sowie fast 20 institutionelle Mitglieder.

 

Zur Homepage des Fördervereins: www.foerderverein-uni-kinshasa.de

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