Chair of Biochemistry

Große Spende für neue Praktika

07.01.2014

Der Fonds der Chemischen Industrie (FCI) hat der Fakultät für Chemie und Pharmazie 100.000 Euro gespendet. Mit dem Geld wird die Fakultät zwei Praktika für Studierende der Chemie und Funktionswerkstoffe komplett neu aufbauen und andere Praktika modifizieren.

Großer Andrang im Chemiegebäude: Bei der Veranstaltung „Die Fakultät für Chemie und Pharmazie stellt sich vor“ nutzen die Besucher rege die Chance, mit Chemikern ins Gespräch zu kommen. (Foto privat)

Ein Scheck in dieser Höhe ist auch an einer Universität außergewöhnlich: 100.000 Euro. Mit dieser Summe unterstützt die Chemische Industrie das Studium an der Fakultät für Chemie und Pharmazie. Das Geld stammt aus einem Sonderprogramm des Fonds der Chemischen Industrie zur Förderung der universitären Chemiker-Ausbildung. Damit wird die Fakultät zwei Praktika für Studierende der Chemie und Funktionswerkstoffe komplett neu aufbauen und andere Praktika modifizieren. In den neu einzurichtenden Praktika werden die Teilnehmer lernen, wie Polymere hergestellt und charakterisiert werden, aber auch wie im Alltag Polymere mit einfachen Mitteln identifiziert werden können. Darüber hinaus werden sie „intelligente“ Polymere untersuchen sowie Biomaterialien synthetisieren und untersuchen.

Gut besuchte Veranstaltung am Hubland

Den symbolischen Scheck überreichte Kwam Walton, stellvertretend für den Fonds, im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Hörsaal der Fakultät für Chemie und Pharmazie am Hubland. „Wissen ist ein Wettbewerbsfaktor. Gerade in einem rohstoffarmen Land wie Bayern mit vergleichsweise hohen Energie- und Infrastrukturkosten waren Innovationen für den Erfolg der chemischen Industrie schon immer wichtig. Hochschulforschung mit Weltrang, vernetzt mit der industriellen Entwicklung und beides verbunden in einem effizienten Wissenstransfer - das zusammen sichert den Wettbewerbsvorsprung. Gute Bildung ist dafür eine elementare Voraussetzung. Die bayerische Chemie hält auch deshalb einen engen Kontakt zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie den Schulen im Land“, so Walton.

Unter dem Titel: „Die Fakultät für Chemie und Pharmazie stellt sich vor“ gaben im Anschluss an die Scheckübergabe Wissenschaftler der Universität Würzburg Einblick in ihre aktuellen Forschungsarbeiten. Nach den Vorträgen bestand die Möglichkeit, mit den Vortragenden und weiteren Mitgliedern der Fakultät bei Bier und Brezeln zu diskutieren. Ein Angebot, das auf große Resonanz stieß: Interessierte Bürger, Lehrer und Schüler der Mittel- und Oberstufe füllten den großen Hörsaal bis auf den letzten Platz. Organisiert hatte die Veranstaltung die Fakultät für Chemie und Pharmazie gemeinsam mit dem Ortsverband Unterfranken der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh).

Chemie: Zu Unrecht im schlechten Licht

„Trotz ihrer unbestrittenen Bedeutung für unsere Volkswirtschaft und unser tägliches Leben wird die Chemie häufig eher als notwendiges Übel denn als faszinierendes Forschungsgebiet gesehen.“: Mit diesen Worten schilderte Bernd Engels das Ziel der Veranstaltung. Engels ist Professor für Theoretische Chemie an der Universität Würzburg; gleichzeitig ist er Vorsitzender des Ortsverbands Unterfranken der GDCh. In seiner Begrüßung forderte er deshalb, ein Diskussionsforum für die Bevölkerung, Industrie und Hochschule zur Situation der aktuellen Chemie zu schaffen.

Die Bedeutung der Chemie für den Standort Deutschland betonte in seinem Grußwort Oliver Jörg, Landtagsabgeordneter aus Würzburg und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst des Landtags. Nach Jörgs Worten sei die chemische Industrie „zweiter Wirtschafts- und Innovationsmotor nach der Automobilindustrie“. Schon aus diesem Grund gebe es ein „Verpflichtung“, junge Menschen in Industrie und Universität bestmöglich auszubilden.

Ein Alltag ohne Chemie – undenkbar. So die Aussage von Marion Schäfer-Blake, Bürgermeisterin der Stadt Würzburg. Sie erinnerte in ihrem Grußwort an all die chemischen Produkte und Prozesse, die so selbstverständlich in den Alltag integriert sind, dass sie den wenigsten Benutzern überhaupt noch auffallen. Als Beispiel nannte Schäfer-Blake die Weinherstellung, die über die alkoholische Gärung (Biochemie), die Schwefelung der Fässer (Anorganische Chemie), die die Farbe, den Geruch und den Geschmack des Weines bestimmende Polyphenole (Organische Chemie) und die Bestimmung des Oechsle-Grades (Physikalische Chemie) alle Richtung der Chemie vereint. Als weiteres Beispiel, so Schäfer-Blake, sei die moderne Kleidung zu nennen, die ohne Chemie ebenfalls undenkbar wäre.

Woran Würzburger Chemiker forschen

Im Hauptteil der Veranstaltung gaben dann zwei Würzburger Chemiker Einblicke in ihre Forschung. „Molekulares Bodybuilding“ lautet das Thema bei Professor Utz Fischer. Der Inhaber des Lehrstuhls für Biochemie erklärte, wie menschliche Zellen „makromolekulare Maschinen“ zusammenbauen, die dann bestimmte Prozesse steuern. Das Spleißosom ist ein Beispiel für solch eine Maschine. Spleißosomen kontrollieren im Inneren des Zellkerns die Übertragung des genetischen Codes in Proteine. Sie entfernen aus der Boten-RNA diejenigen Abschnitte, die keine Protein-kodierenden Informationen enthalten und fügen die informationstragenden Abschnitte wieder zusammen. Hergestellt werden Spleißosome von der Zelle selbst – allerdings außerhalb des Zellkerns, im sogenannten Zytoplasma. Wie die Zelle das macht, das erforscht Fischer seit mehr als 15 Jahren. Vor wenigen Monaten ist es ihm gelungen, neue, verblüffende Details dieser Prozesse aufzudecken.

Grundlagenforschung an Bor

„Von bekannten zu ungewöhnlichen Atombindungen – Wie uns Grundlagenforschung weiterhilft“ lautete das Thema des Vortrags von Professor Holger Braunschweig, Inhaber des Lehrstuhls für Anorganische Chemie II. Braunschweig ist einer der weltweit führenden Experten, wenn es um das Element Bor geht. Immer wieder gelingt es ihm und seiner Arbeitsgruppe, überraschende, neue Eigenschaften dieses Elements aufzuspüren und chemische Verbindungen herzustellen, die bislang als unmöglich angesehen wurden. Die hier in der Grundlagenforschung gewonnen Erkenntnisse tragen wesentlich zum Verständnis wichtiger anwendungsrelevanter Prozesse bei, wie etwa im Bereich Bor-haltiger Materialien oder Katalyse.

Die Vizepräsidentin der Universität, Barbara Sponholz, beglückwünschte zum Abschluss die Fakultät und die GDCh zu dieser gelungenen Veranstaltung und betonte nochmals die Notwendigkeit eines Diskussionsforums für die Bevölkerung, Industrie und Hochschule. So wunderte sich auch niemand, dass Bernd Engels eine Fortsetzung dieser Veranstaltungen versprach.

Von EinBlick - Staabsstelle Öffentlichkeitarbeit

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