Exzellenzstrategie: Erfolg mit drei Anträgen
02.10.2017Großer Erfolg für die Uni Würzburg in der ersten Runde der Exzellenzstrategie: Drei Antragsskizzen für Exzellenzcluster haben das Expertengremium überzeugt. Sie stammen aus der Physik, der Chemie und der Biologie.
Die Universität Würzburg hat in der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern die erste Hürde genommen: Wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG heute bekannt gab, ist die Uni dazu aufgefordert, ihre Anträge auf Einrichtung von insgesamt drei Forschungsclustern gemeinsam mit den jeweiligen Partner-Universitäten auszuarbeiten und erneut zur Begutachtung vorzulegen.
„Wir freuen uns sehr über diesen schönen Erfolg für unsere Universität“, sagt Unipräsident Alfred Forchel. „Ich danke allen erfolgreichen Antragstellern in den Fakultäten und unserem Research Advancement Centre für ihren erfolgreichen Einsatz. Der einzige Wermutstropfen in unserer Freude ist, dass zwei unserer Clusteranträge nicht weitergekommen sind. Die beteiligten Kolleginnen und Kollegen haben hervorragende Arbeit geleistet, für die ich ihnen danke möchte.“
Cluster of Excellence „Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“
Neuartige Materialien mit speziell zugeschnittenen Funktionen sind die Grundlage des Fortschritts in praktisch allen Bereichen moderner Technologie, von der Informationsverarbeitung über die Energieversorgung bis zur Medizintechnik. Der Cluster „Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“ – auf Englisch Complexity and Topology in Quantum Matter, kurz ct.qmat – setzt auf Quantenmechanik im atomaren Bereich, die in Verbindung mit der topologischen Physik sowie der chemischen und physikalischen Komplexität noch nie dagewesene Eigenschaften und Phänomene hervorbringt. Dieser Clusterantrag wird im Verbund mit der Universität Dresden gestellt.
Sprecher sind Professor Ralph Claessen (Würzburg) und Professor Matthias Vojta (Dresden).
Kontakt: Prof. Dr. Ralph Claessen, Lehrstuhl für Experimentelle Physik IV, T:+49 931 31-85732, claessen@physik.uni-wuerzburg.de
Cluster of Excellence „Periodensystem der supramolekularen Elemente“
Neue Materialien, die auf komplexen molekularen, biomolekularen und makromolekularen Strukturen basieren, stehen im Zentrum der erfolgreichen Antragsskizze der Universität Würzburg für einen Exzellenzcluster gemeinsam mit der Universität Bayreuth. Dabei können die beiden Universitäten auf herausragenden Forschungskompetenzen in ihren jeweiligen Profilfeldern „Polymer- und Kolloidforschung“ beziehungsweise „Molekulare Chemie und Materialien“ und ebenso auf ihrer Zusammenarbeit im Bayerischen Polymerinstitut (BPI) aufbauen.
Mit der Entwicklung eines Periodensystems der supramolekularen Elemente soll das geplante Exzellenzcluster funktionelle Nanosysteme entwickeln, die auf einheitlichen Molekülen und Molekülverbänden beruhen. Der Aufbau dieser supramolekularen Nanosysteme wird natürlichen Systemen ähneln, wie sie in lebenden Organismen gebildet werden. Zusätzliche Funktionen und hierarchische Strukturen werden diese Systeme auch für technologische Anwendungen, beispielsweise in der Bioelektronik, hochattraktiv machen.
„Unser Ziel ist es, die molekulare und makromolekulare Selbstorganisation auf mehreren Längen- und Zeitskalen zu verstehen und sie für die Konstruktion komplexer Materialien zu nutzen. Dabei ist uns besonders daran gelegen, engagierte Nachwuchswissenschaftler in diese Forschungsarbeiten zu integrieren“, schildert Professor Frank Würthner, Cluster-Sprecher an der Universität Würzburg, eines der Ziele des Clusters.
„Der besondere Reiz unseres Clusters wird darin bestehen, die molekulare und supramolekulare Chemie in Würzburg mit der Polymerforschung in Bayreuth zu einem leistungsstarken Forschungsfeld zu verknüpfen“, erklärt Professor Hans-Werner Schmidt, Sprecher des Clusters an der Universität Bayreuth.
Kontakt: Prof. Dr. Frank Würthner, Lehrstuhl für Organische Chemie II, T: +49 931 31-85340, wuerthner@chemie.uni-wuerzburg.de
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Cluster of Excellence „Aufklärung des Rezeptoms“
Das „Rezeptom“, also die Summe aller Rezeptormoleküle eines Organismus, bei denen eine Vielzahl therapeutischer Anwendungsmöglichkeiten greift, macht mehr als fünf Prozent der bekannten Proteine dieses Organismus aus. Die pharmakologische Nutzung von Rezeptoren ist eines der erfolgreichsten Konzepte der biomedizinischen Forschung des letzten Jahrhunderts. Daher überrascht es nicht, dass die Forschung auf diesem Gebiet zur Entdeckung und Entwicklung einer Vielzahl von Substanzen geführt hat, die an spezifische Rezeptoren binden. Trotz der zentralen Bedeutung für die Therapie ist das bisherige Wissen über die Zahl und die Vielfalt der Rezeptoren in verschiedenen Zelltypen und Zellstadien, über ihre Verteilung, ihre Interaktion sowie ihre molekulare Wirkungsweise dennoch sehr begrenzt.
Ziel des Clusters of Excellence „Aufklärung des Rezeptoms: Von der Biophysik zu klinischen Anwendungen“ ist es deshalb, das Rezeptom in seiner Vielfalt systematisch aufzuklären und für die Behandlung von Krankheiten nutzbar zu machen. Die beteiligten Wissenschaftler wollen das Rezeptom auf allen Ebenen über molekulare Mechanismen und Funktionen bis hin zu zellulären Interaktionen im gesunden und kranken Organismus untersuchen. Das neu gewonnene Wissen soll unmittelbar für die Entwicklung neuer molekularer Diagnoseverfahren und personalisierter Therapien genutzt werden.
Gemeinsame Antragsteller sind die Universitäten Würzburg und Jena; Sprecher sind Professor Markus Sauer (Würzburg) sowie Professor Klaus Benndorf und Professor Christian Hübner (Jena).
Kontakt: Prof. Dr. Markus Sauer, Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik, T: +49 931 31-88687, m.sauer@uni-wuerzburg.de
Stichwort Exzellenzstrategie
Die von Bund und Ländern im Juni 2016 beschlossene Exzellenzstrategie ist die Fortführung der früheren Exzellenzinitiative. Das Gesamtprogramm ist im Jahr 2017 mit 80 Millionen Euro sowie ab 2018 mit jährlich insgesamt 533 Millionen Euro dotiert. Diese verteilen sich auf zwei Förderlinien:
In den sogenannten Exzellenzclustern werden international wettbewerbsfähige Forschungsfelder an Universitäten und Universitätsverbünden projektbezogen gefördert. Hierfür konnten Universitäten bis zum 3. April 2017 Antragsskizzen einreichen. Insgesamt 195 solcher Skizzen aus 63 Universitäten sind bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG eingegangen. 21 international besetzte Panels haben diese in den vergangenen Monaten begutachtet. Ein Expertengremium, das mit 39 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besetzt ist, die überwiegend im Ausland tätig sind, hat nun entschieden, dass 88 Skizzen weiter ausgearbeitet werden sollen, damit sie in die Endauswahl gelangen – darunter auch die Skizzen der Uni Würzburg.
Für den weiteren Verlauf des Wettbewerbs sollen die ausgewählten Skizzen nun bis zum 21. Februar 2018 zu Förderanträgen ausgearbeitet und wiederum bei der DFG eingereicht werden. Die endgültige Entscheidung trifft im September 2018 die sogenannte „Exzellenzkommission; Förderbeginn für die veranschlagten 45 bis 50 Exzellenzcluster ist der 1. Januar 2019.
Für die in der Verwaltungsvereinbarung veranschlagten 45 bis 50 Exzellenzcluster sind jährlich rund 385 Millionen Euro Fördermittel vorgesehen.
Zweites Bein der Exzellenzstrategie sind die Exzellenzuniversitäten. Voraussetzung dafür ist die Bewilligung von mindestens zwei Exzellenzclustern (bei Universitätsverbünden mindestens drei).