Erneut Ehrendoktor für Gerhard Bringmann
04.05.2021Die Université Officielle de Mbujimayi hat dem Chemieprofessor Gerhard Bringmann die Ehrendoktorwürde verliehen. Sie ehrt damit seine wissenschaftlichen Arbeiten und die Förderung des akademischen Nachwuchses im Kongo.
Schon zuvor war Bringmann mit Ehrendoktorwürden von fünf weiteren kongolesischen Unis ausgezeichnet worden, so erst kürzlich von der Université Officielle de Bukavu, im Osten der Demokratischen Republik Kongo. An der Uni Würzburg lehrt und forscht Bringmann seit 1987, zunächst als Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie I, seit 2017 als Seniorprofessor.
Geehrt wurde Bringmann vor allem für seinen Einsatz im Rahmen des von ihm zusammen mit seinem kongolesischen Kollegen Virima Mudogo aufgebauten Exzellenzstipendienprogramms BEBUC. Zugleich wurden auch seine herausragenden wissenschaftlichen Beiträge im Bereich der Naturstoffchemie gewürdigt, zum Beispiel bei der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Infektions- und Tumorkrankheiten. Seine Arbeiten sind in über 750 Publikationen und Patenten dokumentiert.
Bringmanns wissenschaftliche Verdienste waren schon vorher vielfach ausgezeichnet worden, zum Beispiel durch die Adolf-Windaus-Medaille und den Paul-J.-Scheuer-Preis für Marine Biotechnologie sowie durch Ehrenprofessuren an einer südafrikanischen und zwei chinesischen Unis.
Sein humanitärer Einsatz wurde unter anderem durch den Gusi-Friedenspreis und die Médaille du Mérite Civique Erster Klasse in Gold des Kongolesischen Volkes geehrt sowie durch die Medaille Bene Merenti in Gold der Uni Würzburg und vor kurzem durch das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Bringmann ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie der African Academy of Sciences – und ist nun der Erste, der die Ehrendoktorwürde der Université Officielle de Mbujimayi (UOM) erhält.
Die Universität in Mbujimayi
Mbujimayi ist die Hauptstadt der Provinz Kasaï-Oriental in der südwestlichen Landesmitte der Demokratischen Republik Kongo. Die Umgebung der Stadt ist für ihre reichen Diamantenvorkommen bekannt. Die Université Officielle de Mbujimayi, gegründet im Jahre 1993, war zunächst eine Erweiterung der Universität Lubumbashi und wurde 2005 unabhängig. Sie hat sieben Fakultäten mit derzeit insgesamt etwa 4000 Studierenden. Seit 2013 nimmt sie am BEBUC-Stipendienprogramm teil und ist seither mit der Uni Würzburg durch einen Partnerschaftsvertrag verbunden. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit kam der Rektor der UOM, Professor Alexis Mpoyi, im Jahr 2018 zu einem Besuch nach Würzburg.
Das Exzellenzstipendienprogramm
Das Stipendienprogramm BEBUC hat sich zum Ziel gesetzt, herausragende junge Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen im Kongo auf ihrem Weg zur Professur zu unterstützen. Dieses Ziel haben inzwischen 13 der so Geförderten erreicht: Sie sind auf Professuren an kongolesischen Universitäten berufen worden, haben zum Teil sogar schon den Sprung auf einen Lehrstuhl (full professorship) geschafft. Von den momentan fast 200 Stipendiatinnen und Stipendiaten sind annähernd 80 bei ihrer Master- oder Doktorarbeit im Ausland. „Die neuen Professorinnen und Professoren werden einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung von Forschung und Lehre an ihren Universitäten und damit zum Wiederaufbau ihres Landes leisten. Dadurch werden sie zu besseren Lebensbedingungen im Kongo beitragen und zugleich der Migration entgegenwirken“, ist sich Gerhard Bringmann sicher.
Bringmann ist Vorsitzender des Fördervereins Uni Kinshasa e.V. (mit derzeit fast 2000 Mitgliedern aus nahezu 60 Ländern), der das Stipendienprogramm BEBUC organisiert. Unterstützt wird er dabei von den Professoren und Professorinnen Alfred Forchel, Ulrike Holzgrabe, Virima Mudogo, Karine Ndjoko und Hypolite Muhindo sowie durch die Schatzmeisterin Christine Wolf. Die Finanzierung kommt vor allem von der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung (Bad Homburg).
Das BEBUC-Stipendienprogramm in Mbujimayi
In Mbujimayi werden momentan insgesamt zehn BEBUC-Stipendiatinnen und -Stipendiaten gefördert, darunter auch eine Schülerin am naturwissenschaftlichen Gymnasium Institut Kristo Mfumu, fünf Stipendiaten im Bachelorstudium (Medizin, Wirtschaftswissenschaften und Jura) und vier Bachelor-Absolventen, die sich gerade auf ihre Master-Spezialisierung in der Medizin vorbereiten. Hier – wie an den anderen BEBUC-Standorten – organisieren sich die Stipendiaten demokratisch: Als Sprecher haben sie jüngst Felly Nzengu wiedergewählt sowie als stellvertretende Sprecherin Dorcas Ndaya. Und auch am Gymnasium gibt es eine Sprecherin, Esther Ngoya.
Unterstützt werden die Stipendiaten und Stipendiatinnen ferner durch einen Tutor, der sie durch seine fortgeschrittenen Studien und seine Auslandserfahrung in wichtigen fachlichen, organisatorischen und ethischen Fragen unterstützt. Diese Aufgabe nimmt derzeit Hervé Mbuyamba wahr, der in Kürze sein Masterstudium mit Spezialisierung in Chirurgie an der Makerere University in Uganda beginnen wird. Ihren Zusammenhalt stärken die Stipendiaten durch Seminare in ihrem BEBUC-Raum sowie durch gemeinsame Exkursionen, bei denen sie zugleich die Schönheiten des Landes kennenlernen.
Die Zeremonie
Der Rektor der UOM, Prof. Alexis Mpoyi, der bereits seit 2012 Mitglied im Förderverein ist, sowie der Secrétaire Général Académique (Vizerektor) und der Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät würdigten Bringmanns wissenschaftliche Leistungen und seinen Einsatz für die Universität und für den Kongo insgesamt. Auch Professor Mudogo aus Kinshasa lobte per Video den großen Beitrag von Bringmann. Bei der feierlichen Zeremonie waren auch Vertreter des öffentlichen Lebens und der Politik zugegen, darunter der Vizepräsident des lokalen Parlaments, der örtliche Innenminister, der Bürgermeister von Mbujimayi und die Mitglieder des UOM-Präsidiums sowie die Dekane der Fakultäten. Wegen der Corona-Pandemie nahm Gerhard Bringmann an der Feier von Würzburg aus online teil.
Ausblick
„Es ist schön, dass das gute Verhältnis zwischen der Uni Würzburg und der UOM durch diese Ehrung weiter gestärkt wird. Unsere intensive Nachwuchsförderung an der UOM und im ganzen Kongo wäre nicht möglich ohne die langjährige Unterstützung durch die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, der wir zu großem Dank verpflichtet sind“, so Bringmann.
Kontakt
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, T: +49 931 31‐85323, bringman@chemie.uni‐wuerzburg.de