Ein Preis für die Königin
29.11.2022In seiner Funktion als Imkermeister der Uni Würzburg betreut Dirk Ahrens-Lagast über 50 Bienenvölker. Die Zucht besonders erfolgreicher Bienen spielt dabei eine zentrale Rolle. Nun wurde eine seiner Königinnen ausgezeichnet.
Als Bestäuber nehmen Bienen eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem ein. Leider sind die fleißigen Sympathieträger vielen Widrigkeiten ausgesetzt: Die Zerstörung ihres Lebensraums, der Klimawandel, Umweltgifte und Pestizide – die Liste ist lang. Ein großes Problem stellt auch der Befall durch die ursprünglich aus Asien stammende Varroamilbe dar.
Im Kampf gegen diese setzen Bienenzüchter auf besonders widerstandsfähige Bienen. Dirk Ahrens-Lagast, seit über zwanzig Jahren Uni-Imker der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg, beteiligt sich am Programm der AG Toleranzzucht, die sich dem Problem angenommen hat. Nun wurde ihm für eine seiner Königinnen vom Deutschen Imkerbund der Züchterpreis für das Jahr 2022 verliehen.
Zucht als wichtiges Mittel
„Wie bei allen Nutztieren ist auch bei der Biene die Zucht extrem wichtig“, weiß der Uni-Imker und erklärt weiter: „Für die Haltung und Nutzung entscheidend sind die Honigleistung, Sanftmütigkeit, ein geringer Schwarmtrieb und eben die Widerstandsfähigkeit gegen die Varroamilbe.“
Die Honigproduktion sei bei der Bienenhaltung der zentrale Aspekt, größere Völker produzieren mehr Honig, hier vermehren sich aber natürlich auch die Milben in größerem Stil. Sind die Bienen selbst gut gegen die Milbe gerüstet, müssen Imker weniger chemische Wirkstoffe einsetzen.
Deshalb verleiht der Deutsche Imkerbund seit etwa zehn Jahren den Züchterpreis. Zum ersten Mal hat sich jetzt eine Würzburger Königin die sprichwörtliche Krone aufgesetzt. Dabei setzte sie sich gegen rund 3700 Kontrahentinnen durch, für die der Varroaindex bewertet wurde. Für Dirk Ahrens-Lagast ein toller Erfolg: „Ich beteilige mich ja schon von Anfang an an dem Zuchtprogramm, da ist so ein Erfolg schon eine schöne Bestätigung.“
Was die Biene tun kann
Um sich gegen die invasive Milbe zu wehren, können europäische Bienen von ihren asiatischen Verwandten lernen. Die Milben vermehren sich nur in der verdeckelten Brut der Bienen, wo sie die Larven „anzapfen“. Ahrens-Lagast testet deshalb, wie gut die Arbeiterinnen auf mögliche Veränderungen an der Brut reagieren. Dafür sticht er einzelne Brutzellen an, im Idealfall registrieren die Bienen das und öffnen die Zellen. So könnten sie auch einen etwaigen Milbenbefall erkennen und die betroffene Puppe ausräumen. Schon 2020 berichteten wir im einBLICK zum Thema Toleranzzucht in der Bienenstation.
Die Königinnen der besonders erfolgreichen Bienenvölker werden dann für die Zucht genutzt. Dies geschieht entweder durch den Besuch sogenannter Bienenbelegstellen, zum Beispiel auf den Nordseeinseln, oder über eine instrumentelle Besamung.
Die Bienenstation der Uni
Seit über 50 Jahren gibt es an der JMU die Bienenstation. Beheimatet ist sie am Biozentrum, wo sie dem Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie zugeordnet ist. Hier werden Bienen zu universitären Forschungszwecken gehalten, sie produzieren aber natürlich auch leckeren Honig, der an der Station im Theodor-Boveri-Weg 6 gekauft werden kann. Wer den Uni-Honig haben möchte, muss schnell sein, „jetzt in der Vorweihnachtszeit ist er besonders beliebt“, verrät Ahrens-Lagast.
Kontakt
Dirk Ahrens-Lagast, T: +49 931 84327, dirk.ahrens@biozentrum.uni-wuerzburg.de