Ein Koch auf der Suche nach neuen Rezepten
11.03.2014Shubhankar Kumar Bose ist als Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an die Universität Würzburg gekommen. Im Institut für Anorganische Chemie forscht er an neuen Methoden, organische Moleküle zu bauen. Und kommt sich dabei ein wenig wie ein Koch vor.
m Labor zu stehen, verschiedene Substanzen zu mischen und zu verfolgen, was dann passiert: Das ist es, was Shubhankar Kumar Bose an der Chemie fasziniert. Das ist letzten Endes auch der Grund, warum der Inder seit gut zwei Jahren am Institut für Anorganische Chemie genau dieser Leidenschaft nachgeht. Als Humboldt-Stipendiat forscht Bose an neuen Wegen, funktionelle Untereinheiten dazu zu bewegen, sich zu einem einzelnen Komplex zu verbinden, der beispielsweise in der Medizin als Medikament zum Einsatz kommen kann. Mit Zink als Katalysator hat er dabei zuletzt gute Erfolge gehabt.
„Das ist ein wenig wie beim Kochen“, beschreibt der 34-Jährige seine Arbeit. Für ein bestimmtes Gericht seien alle Zutaten, Mengen und Zubereitungsschritte längst bekannt. Wer das Ergebnis hingegen verbessern möchte, müsse experimentieren. Bringt dieses Gewürz den gewünschten Erfolg, oder doch eher jenes? Auch ein Koch muss in solchen Fällen ausprobieren, ob das Ergebnis noch schmeckt, wenn er beispielsweise Pfeffer durch Paprika ersetzt. Und der Chemiker startet in solchen Fällen ein Screening: „Man testet dann eine bestimmte Komponente mit einer Vielzahl von Substraten und schaut, wie sie sich verhalten“, sagt Bose.
Für diese Methode gab es 2010 den Nobelpreis
Die „palladiumkatalysierte Kreuzkupplung in organischen Synthesen“: Für diese Technik haben zwei japanische Forscher und ein Wissenschaftler aus den USA im Jahr 2010 den Nobelpreis für Chemie erhalten. Sie macht es möglich, mit Hilfe eines Katalysators aus Palladium komplexe organische Moleküle zusammenzusetzen. Die Nobelpreisträger lieferten damit sozusagen das Rezept, das Shubhankar Kumar Bose jetzt zu verfeinern sucht. Denn: „Palladium hat den Nachteil, dass es sehr teuer und außerdem toxisch ist“, sagt er.
Warum also nicht nach einem Metall suchen, dass billiger ist und weniger Risiken mit sich bringt? – hat sich der Chemiker gedacht. Mit Kupfer habe er seine Experimente begonnen, später habe er es mit Eisen probiert, inzwischen ist er beim Zink gelandet. Anders als bei Eisen, bei dem die Ausbeute sehr gering war, seien die Ergebnisse mit Zink vielversprechend, sagt der Humboldtianer. Die Veröffentlichung in der International Edition der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ haben die Herausgeber jedenfalls als „Hot Paper“ gekennzeichnet.
Ein Stipendium gehört in den Lebenslauf
Shubhankar Kumar Bose hat an der Universität von Rajasthan, einem Bundesstaat im Norden Indiens, das Chemiestudium mit dem Master abgeschlossen. Am Indian Institute of Technology Madras in Chennai hat er promoviert und sich anschließend um ein Humboldt-Stipendium beworben. „Das Humboldt-Stipendium hat in Indien einen hervorragenden Ruf“, sagt er. Wer dort eine akademische Karriere starten wolle, profitiert davon, Stipendiat gewesen zu sein. „Das ist enorm wichtig für den Lebenslauf!“
Sein Doktorvater habe ihm dazu geraten, nach Würzburg zu gehen, erzählt Bose. Zum einen, weil im Zentrum seiner Forschung damals das Element Bor stand – und in Würzburg zwei international führende Experten für dieses Element zu finden sind: Die Professoren Holger Braunschweig und Todd Marder. Zum anderen war Boses Doktorvater selbst Humboldt-Stipendiat im Würzburger Institut für Anorganische Chemie gewesen.
Sehnsucht nach der Heimat
Ende März 2014 läuft Shubhankar Kumar Boses Stipendium aus. Voraussichtlich ein Jahr wird er dann noch in der Würzburger Chemie am Lehrstuhl von Todd Marder bleiben und seine Forschung vorantreiben. Danach allerdings will er wieder zurück nach Indien – schließlich, so sagt er: „I like my own country!“
Weitere "Humboldtianer" wird die Pressestelle in den kommenden Wochen in lockerer Folge vorstellen.