Chair of Biochemistry

Ehrendoktor für Gerhard Bringmann

25.07.2012

In einer feierlichen Zeremonie hat die Katholische Universität Graben in Butembo (Demokratische Republik Kongo) dem Würzburger Naturstoffchemiker Gerhard Bringmann die Ehrendoktorwürde verliehen. Im Kongo knüpfte der Professor auch neue Kontakte und plante wissenschaftliche Forschungsprojekte.

Gerhard Bringmann nach der Verleihung des Ehrendoktordiploms durch den Rektor der UCG, Angelus Mafikiri Tsongo. Foto: V. S. Mambo

Die Katholische Universität Graben (UCG) in Butembo und die Uni Würzburg sind seit 2010 per Vertrag partnerschaftlich miteinander verbunden. Mit der Verleihung des Ehrendoktors würdigte die afrikanische Hochschule nun Gerhard Bringmanns Verdienste um die Nutzbarmachung tropischer Pflanzen bei der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten wie Malaria und Afrikanische Schlafkrankheit. Auf diesem Gebiet arbeitet Bringmann seit 1994 mit Virima Mudogo zusammen, Alumnus der Uni Würzburg und früherer Vizepräsident der Uni Kinshasa.

Exzellenz-Stipendiensystem als Motor für den Kongo

Geehrt wurde Bringmann vor allem aber für das von ihm und Mudogo initiierte Exzellenzstipendien-Programm BEBUC, an dem die UCG teilnimmt. Das Programm ist von großer Bedeutung für die gesamte Demokratische Republik Kongo. Organisiert wird es vom gemeinnützigen „Förderverein Uni Kinshasa e.V.“, der durch seine kongoweite Aktivität längst über seinen Namen hinausgewachsen ist.

BEBUC soll herausragenden Studierenden die Chance geben, zügig und mit Tiefgang im Kongo und dann im Ausland zu studieren und schließlich nach Afrika zurückzukehren. Dort sollen sie ihr Wissen an junge kongolesische Studierende weitergeben. Damit soll nicht nur den Stipendiaten selbst eine Perspektive gegeben werden, sondern auch den kongolesischen Unis. Diese waren früher erstklassige Ausbildungs- und Forschungsstätten, wurden aber durch Bürgerkrieg und Diktatur stark in Mitleidenschaft gezogen. Mit Hilfe von BEBUC sollen sie wieder ein Motor für den Wiederaufbau und die Entwicklung des Kongo werden.

Grundschule ins Stipendiensystem aufgenommen

Erstmals wurde bei Bringmanns Besuch im Kongo jetzt auch eine Grundschule in das Stipendiensystem einbezogen: Es ist die vom Würzburger Förderverein „Mbonda Lokito Kongo/Kinshasa Kinderhilfe e.V.“ gebaute Schule „Groupe Scolaire Vabatu Ngoma“ in Kinshasa. Dort wurden zwei Mädchen und zwei Jungen als Stipendiaten ausgewählt und in einer kleinen Zeremonie in Gegenwart des Schulrats ausgezeichnet. Ferner wurde, wie schon zuvor mit den anderen elf Einrichtungen, feierlich ein Partnerschaftsvertrag mit der Uni Würzburg und dem „Förderverein Uni Kinshasa e.V.“ unterzeichnet.

In das Stipendiensystem sind außerdem acht kongolesische Universitäten integriert. Sie alle sind der Uni Würzburg per Partnerschaftsvertrag verbunden, ebenso wie drei Gymnasien, die seit März 2012 mit dabei sind. Insgesamt gibt es nun im Kongo 69 BEBUC-Stipendiaten: an der Grundschule und den Gymnasien bis hin zu Bachelor-, Master-, Doktorarbeits- und Rückkehr-Stipendiaten.

Weitere Aktivitäten im Kongo

Seinen jüngsten Aufenthalt im Kongo nutzte Bringmann auch für andere Aktivitäten. Zusammen mit seinem kongolesischen Kollegen Virima Mudogo wählte er weitere BEBUC-Stipendiaten aus, nahm an Seminaren der Studierenden teil, besuchte Politiker und plante neue wissenschaftliche Projekte für den Würzburger Sonderforschungsbereich 630.

Feierliche Zeremonie für den Ehrendoktor

Bei der feierlichen Verleihung der Ehrendoktorwürde in Butembo hielt der Vizepräsident der UCG, Abbé Prof. Emmanuel Kakule Vyakuno, die Laudatio. Zugegen waren das gesamte Präsidium der Katholischen Universität, Vertreter von Stadt und Provinz sowie Bischof Melchisédech Paluku Sikuli, der zugleich Grand Chancelier der UCG ist.

Damit hat die 1989 gegründete UCG erstmals überhaupt eine Ehrendoktorwürde verliehen. Zugleich mit Bringmann ehrte sie zwei weitere Persönlichkeiten, die sich ebenfalls um die UCG verdient gemacht haben: Kardinal Fiorenzo Angelini aus Rom und David McAllister, Direktor der irischen Sektion von „Christian Blind Mission“.

Werdegang von Gerhard Bringmann

Gerhard Bringmann, Jahrgang 1951, studierte Chemie und Biologie in Gießen und Münster, promovierte dort 1978 und ging dann als Postdoktorand zum Nobelpreisträger Professor Sir Derek H. R. Barton ans Institut de Chimie des Substances Naturelles in Gif-sur-Yvette bei Paris. 1984 folgte die Habilitation in Organischer Chemie an der Uni Münster.

1986 und 1987 erhielt Bringmann Rufe auf Lehrstühle an den Universitäten Wien und Würzburg. Letzteren nahm er an, und so hat er hier seit Ende 1987 den Lehrstuhl für Organische Chemie I inne. Einen Ruf auf die Position eines Direktors am Leibniz-Institut für Pflanzen-Biochemie in Halle lehnte er 1998 ab.

Von 2000 bis 2004 war Bringmann Dekan bzw. Prodekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie. Er ist langjähriges Mitglied von Planungskommission, Senat und Hochschulrat der Uni Würzburg und war zwischenzeitlich Vertrauensdozent der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Fonds der Chemischen Industrie.

Seit 2003 ist er Gründungssprecher des Würzburger Sonderforschungsbereichs 630 („Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten“). Bislang hat er über 660 Arbeiten in wissenschaftlichen Journalen und zahlreiche Patente veröffentlicht.

1999 erhielt Bringmann als einer der ersten Dozenten den „Preis für gute Lehre“ des Freistaats Bayern. 2006 wurde ihm die Adolf-Windaus-Medaille für Naturstoffforschung der Universität Göttingen und 2007 der Paul-J.-Scheuer-Preis für Marine Biotechnologie verliehen. Seit 2008 ist er Ehrenprofessor an der Peking University in China. Von besonderer Bedeutung für das Kongo-Projekt: 2006 erhielt er – als erster seit der Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Kongo im Jahr 1960 überhaupt – die Ehrendoktorwürde der Uni Kinshasa.

Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Bringmann, Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg,
T ++49-(0)931 31-85323, bringman@chemie.uni-wuerzburg.de

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