Doppelte Belastung für Wild- und Honigbienen?
19.05.2020Mit dem Projektverbund „BayÖkotox“ will der Freistaat Bayern potenzielle Schadstoffe in unserer Umwelt und deren Auswirkungen auf Lebewesen genauer untersuchen. Ein Teilprojekt steuert das Biozentrum der Uni Würzburg bei.
Mit einem neuen Forschungsverbund will Bayern Wissen und Datenlage in den Bereichen Umweltforschung und Umweltvorsorge weiter verbessern. Das betonte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber vergangene Woche zum Startschuss eines neuen Projektverbundes.
Glauber: "Mit dem neuen Projektverbund nehmen wir die Gesundheit unserer Ökosysteme in den Blick. Wir wollen genau wissen: Welche Stoffe haben welche Wirkung auf die Umwelt. Das schafft wichtige Entscheidungsgrundlagen für politisches Handeln zum Schutz der Umwelt. Mit den Schwerpunkten Insekten, Verkehr und Bauen werden wichtige Themenbereiche aufgegriffen. Anfang 2023 sollen die Ergebnisse vorliegen."
Durch den modernen Lebensstil findet eine Vielzahl von Stoffen ihren Weg in Pflanzen, Tiere, Luft, Wasser und Boden. Diese können sichtbare und weniger sichtbare Effekte haben. Die Ökotoxikologie untersucht, welche biologischen Auswirkungen ein Stoff auf natürliche Organismen hat.
Dem Projektverbund „BayÖkotox – Ökotoxikologische Bewertung von Stoffen in der Umwelt“ gehören insgesamt sechs Forschungsgruppen aus Bayern an – eine davon gehört zur Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Kooperationspartner aus Bayern, Deutschland und der Schweiz ergänzen die Arbeit der Projektgruppen. Koordiniert wird BayÖkotox vom Landesamt für Umwelt. Das bayerische Umweltministerium finanziert den Verbund mit insgesamt 2,1 Millionen Euro.
Würzburger Forschungsteam mit Fokus auf Insekten
Der Projektverbund hat drei inhaltliche Schwerpunkte: den Schutz von Insekten, die Bewertung luftgetragener Schadstoffe aus dem Verkehr sowie eine ökotoxikologische Betrachtung der Ausgangsstoffe von Baumaterialien.
Mit dem Volksbegehren zur Artenvielfalt haben Staatsregierung und Landtag ein klares Zeichen für den Natur- und Artenschutz gesetzt. Ein Projekt zum Schutz von Insekten steuert nun die JMU zu BayÖkotox bei: Lehrstuhlübergreifend wollen hier die Professoren Ricarda Scheiner (Verhaltensphysiologie und Soziobiologie) und Ingolf Steffan-Dewenter (Tierökologie und Tropenbiologie) mit der Doktorandin Paulina Schmid Honig- und Wildbienen unter die Lupe nehmen. Das Projekt der JMU dauert drei Jahre und wird vom bayerischen Landesamt für Umwelt finanziell gefördert.
Untersuchung von Wild- und Honigbienen
Die Idee des Würzburger Projekts: die doppelte Belastung von Honig- und Wildbienen durch Insektizide und Fungizide untersuchen. „Bei der Zulassung werden meist nur Insektizide auf ihre schädliche Wirkung auf Bestäuber untersucht, weil man davon ausgeht, dass Fungizide ungefährlich sind. Manche Fungizide hemmen aber in Insekten den Abbau von Giftstoffen, wie zum Beispiel Insektiziden“, erklärt Scheiner. Träfen die Bienen in der Blüte auf Insektizide und Fungizide, die beide zugelassen seien, könne das Fungizid die Nebenwirkung des Insektizids auf die Biene verstärken, weil es dessen Abbau behindere.
Das Forschungsteam will aufklären, ob diese potenzielle Doppelbelastung das Verhalten und die Entwicklung von Honig- und Wildbienen nachhaltig verändert. „Wir untersuchen dabei die Orientierung, das komplexe Lernverhalten und die Entwicklung der Bienenkolonie im Detail“, so Scheiner.
Weitere Informationen zum Projekt BayÖkotox gibt es auf der Website des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz.
Kontakt
Prof. Dr. Ricarda Scheiner, Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie, Biozentrum der Universität Würzburg, T +49 931 – 31 84745, ricarda.scheiner@uni-wuerzburg.de
Prof. Dr. Ingolf Steffan-Dewenter, Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie, Biozentrum der Universität Würzburg, T +49 931 – 31 86947, ingolf.steffan@uni-wuerzburg.de