Biologie: Didaktik-Projekt ausgezeichnet
19.04.2016Auge in Auge mit Bibern, Wildkatzen und Schulkindern: Im Wildpark Klaushof in Bad Kissingen können Lehramtsstudierende der Biologie Unterrichtserfahrung mit Schulklassen sammeln. Dieses Lehrkonzept wurde jetzt ausgezeichnet.
Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft (Frankfurt/Main) hat im Februar 2016 ihren Polytechnik-Preis verliehen. Er kommt für Projekte zur Didaktik der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) in Frage. Diesmal standen herausragende Lehrkonzepte für außerschulische Lernorte im Mittelpunkt.
Der Hauptpreis ging nach Bochum, eine Ehrenurkunde nach Würzburg – und zwar für das Projekt „Naturwissenschaftliches Arbeiten am Wildpark Klaushof in Bad Kissingen“ (NAWIK2), das an der Julius-Maximilians-Universität von Dr. Thomas Heyne betreut wird. Der Leiter der Fachgruppe Didaktik Biologie freut sich sehr über die Urkunde: „Von 118 Bewerbern aus ganz Deutschland haben wir es als einzige zoologische Einrichtung unter die besten 16 geschafft“.
Klassenzimmer im Freiland geschaffen
Das Projekt soll Lehramtsstudierende dazu befähigen, den Biologieunterricht gerade auch an außerschulischen Lernorten kompetent zu gestalten. Dafür wurde im Wildpark die nötige Infrastruktur mit Medien, naturkundlichen Präparaten und sogar einem Freilandklassenzimmer geschaffen.
Die Schulklassen lernen zum Beispiel heimische Wildtiere wie den Luchs oder die Wildkatze kennen, aber auch Kleinlebewesen in Gewässern und im Boden. Verschiedene Bereiche der Botanik gehören ebenfalls zur Liste der möglichen Themen. So werden im „Wildpark-Unterricht“ etwa Bäume bestimmt oder „Baumgiganten“ vorgestellt.
Lehr-Lerneinheiten in Lehramtsausbildung integriert
Alle Unterrichtsgänge im Wildpark wurden von Würzburger Lehramtsstudierenden als Zulassungsarbeiten zum ersten Staatsexamen erarbeitet. Die Studierenden haben ihre Führungskonzepte bei Pflicht-Lehrveranstaltungen mit Schulklassen auch umgesetzt und immer wieder evaluiert.
„Durch diesen Ansatz werden bei den Lehramtsstudierenden nicht nur unterrichtsspezifische Kompetenzen angebahnt“, erklärt Heyne. „Sie müssen in der Rolle von Lehrkräften auch sämtliche Anforderungen solcher Exkursionen zu außerschulischen Lernorten bewältigen.“ Der Vorteil für die Schüler liege darin, dass sie stets an didaktisch hochwertigen Unterrichtsgängen teilnehmen.
Förderer und Kooperationspartner
Förderer von NAWIK2 sind vor allem der BUND Naturschutz in Bayern e.V., der Förderverein des Wildparks und regionale Firmen. Das Projekt läuft seit drei Jahren als Kooperation zwischen der Didaktik Biologie, der Stadt Bad Kissingen, den Schulen des Landkreises Bad Kissingen und darüber hinaus – auch die Grundschule Estenfeld beispielsweise ist ein fester Partner – sowie den Schulaufsichtsbehörden. Eine Ausweitung auf die Landkreise Main-Spessart und Rhön-Grabfeld ist laut Heyne für 2016 geplant.
Die Stadt Bad Kissingen stellt für die aufwändige Kooperation zusätzlich eine Personalkraft im Wildpark zur Verfügung. Pro Jahr sind dort etwa 100 Lehramtsstudierende aktiv, etwa 20 von ihnen zertifizieren sich als „Wildpark-Guides“. Zusätzlich profitieren jährlich rund 600 Schulkinder von dem Lehrangebot.
Kontakt
Dr. Thomas Heyne, Leiter Fachgruppe Didaktik Biologie, Universität Würzburg,
T (0931) 31-83789, thomas.heyne@biozentrum.uni-wuerzburg.de