Chair of Biochemistry

Biochemie: Neuer Kooperationsvertrag

12.06.2013

Die Universität Würzburg und die US-amerikanische Firma Genelux haben einen Kooperationsvertrag geschlossen. Im Mittelpunkt stehen neuartige Krebstherapien mit sogenannten onkolytische Viren. Profitieren werden davon auch Nachwuchsforscher aus der Biochemie.

Tumore mit Hilfe spezieller Viren sichtbar machen und bekämpfen: Daran arbeitet die kalifornische Firma Genelux. Hier bringt das onkolytische Vaccinia-Virus GLV-1h68 den Tumor in einer Maus zum Leuchten. (Foto: Institut für Biochemie, AG Szalay)

Aladár Szalay ist Honorarprofessor an der Universität Würzburg. Am Lehrstuhl für Biochemie der Universität Würzburg hat er seit rund zehn Jahren seine eigene Arbeitsgruppe. Im Mittelpunkt der Forschung dort steht ein neuer und vielversprechender Ansatz, Krebs zu bekämpfen. Diesen Ansatz möglichst schnell in eine Therapie umzusetzen, ist das Ziel von Szalays Firma Genelux in San Diego/Kalifornien.

Die Kontakte zwischen der Forschung in Würzburg und der Firma in San Diego waren schon immer eng. Zahlreiche Studierende aus Würzburg haben zumindest eine Zeit lang für ihre Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit in den kalifornischen Labors gearbeitet. Seit Kurzem steht dieser Austausch auf neuen Füßen: Die Uni Würzburg und Genelux haben dafür einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.

Die Vorteile der Kooperation

„Die Firma Genelux unterstützt im Rahmen dieses Vertrags die Grundlagenforschung an der Universität Würzburg. Als Teil dieser Zusammenarbeit ermöglichen wir es jetzt auch Masterstudenten des neuen Studiengangs Biochemie, in die USA zu gehen und dort bei Genelux in hochaktuellen Forschungsprojekten mitzuarbeiten“, sagt Professor Utz Fischer, Inhaber des Lehrstuhls für Biochemie.

„Die Studenten, die in Würzburg eine hervorragende Ausbildung erhalten haben, können in San Diego erfahrene Wissenschaftler kennen lernen und an aktuellen Projekten aus der angewandten Forschung mitarbeiten“, erklärt Szalay. Dabei könnten sie internationale Kontakte knüpfen und nebenbei ihre Englischkenntnisse vertiefen. Gut möglich, dass sie dabei auch auf das Thema ihrer Master- oder einer anschließenden Doktorarbeit stoßen.

Forschung an onkolytischen Viren

„Onkolytische Viren“: Unter dieser Überschrift läuft die Forschungsarbeit in Szalays Arbeitsgruppe und bei Genelux. Dahinter steckt der Gedanken, dass spezielle Viren, eben die sogenannten onkolytischen Viren, sich gezielt in Krebszellen vermehren und diese zerstören. Dabei werden Bruchstücke von Zellen und Viren frei, die zusätzlich das Immunsystem der Patienten aktivieren. Die Immunzellen können dann die verbliebenen Krebszellen bekämpfen.

Der Ansatz, Krebs mit solchen Viren zu behandeln, gilt seit Längerem als äußerst vielversprechend. Nach Szalays Worten haben etliche klinische Studien bereits gezeigt, dass onkolytische Viren für die Patienten gut verträglich sind und sich wie gewünscht im Tumorgewebe sowie in bereits vorhandenen Metastasen anreichern, ohne gleichzeitig auch gesundes Gewebe zu befallen. Dennoch gebe es noch viele Fragen aus dem Bereich der Grundlagenforschung zu beantworten, beispielsweise die, wie sich das Virus repliziert und auf welche Weise es seine Wirtszelle zerstört. Diese Fragen sollen im Rahmen der Kooperation nun verstärkt angegangen werden.

Ein weiter Weg bis zur Therapie

Für einen erfolgreichen Einsatz am Patienten müsse außerdem neben anderem die Effizienz dieser Methode noch deutlich gesteigert werden, damit sie erfolgreich zum Einsatz kommen kann. So arbeiten die Wissenschaftler aktuell beispielsweise daran, die Viren sozusagen als „Gepäckträger“ zu nutzen. „Sie erhalten eine Zusatzlast, die sich für diagnostische oder therapeutische Zwecke nutzen lässt. Diese Substanzen tragen sie in den Tumor hinein und vermehren sie im Idealfall dort“, sagt Szalay.

Obwohl die Erfolge der onkolytischen Virentherapie bislang vielversprechend sind, warnt Szalay vor übertriebenem Optimismus. Bis sich diese Technik neben den bereits etablierten Methoden der Operation, Bestrahlung und Chemotherapie etabliert haben wird, werden wohl noch viele Jahre vergehen.

Licht im Tumor

Vor mehr als zehn Jahren hatte Aladár Szalay, damals noch Inhaber einer Forschungsprofessur am Rudolf-Virchow-Zentrum / DFG-Forschungszentrum für Experimentelle Biomedizin der Universität Würzburg, gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern entdeckt, dass Licht aussendende Bakterien und Viren Tumore und selbst kleinste Metastasen im Körper „besiedeln“ und somit sichtbar machen.

Was sich anfangs nach einer Idee für eine neue Diagnostikmethode anhörte, wuchs sich schnell zum Ansatz für eine neue Therapie aus. Schon damals hatte Szalay die Idee: Gentechnisch veränderte Bakterien und Viren sollten Wirkstoffe in den Tumor tragen, sich dort vermehren und damit die Konzentration des Antikrebs-Wirkstoffes vor Ort stark erhöhen.

Kontakt

Prof. Dr. Utz Fischer, T: (0931) 31-84029, utz.fischer@biozentrum.uni-wuerzburg.de

Prof. Dr. Aladar Szalay, T: (0931) 31-84410, aladar.szalay@biozentrum.uni-wuerzburg.de

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