Besuch aus Afghanistan
30.04.2013Die Rektoren der afghanischen Universität Herat und Nangarhar sowie die Dekane der jeweiligen Naturwissenschaftlichen Fakultäten haben die Universität Würzburg besucht. Ziel war es unter anderem, die Möglichkeiten einer Kooperation auszuloten.
Am 13. März 2002 haben das afghanische Hochschulministerium und der Deutsche Akademische Austauschdienst DAAD ein „Memorandum of Understanding“ über den akademischen Wiederaufbau unterzeichnet. Dessen oberstes Ziel ist es, in dem von jahrzehntelangen Kriegswirren gebeutelten Land akademische Strukturen aufzubauen und damit den afghanischen Demokratisierungsprozess zu unterstützen.
Mehr Qualität in der Lehre soll die allgemeine Bildungssituation verbessern; durch die gezielte Förderung einer akademisch gut ausgebildeten Nachwuchselite sollen künftige Entscheidungsträger, Multiplikatoren und Führungskräfte auf ihre kommende Verantwortung für die Gestaltung einer demokratischen Zivilgesellschaft vorbereitet werden, heißt es auf der Homepage des DAAD.
Akademischer Aufbau in Afghanistan
Seit 2002 hat der DAAD deshalb ein ganzes Bündel von Maßnahmen und Aktivitäten initiiert, die die Situation an Hochschulen in Afghanistan verbessern soll. Verantwortlich für diese DAAD-Aktivitäten sind auch zwei Wissenschaftler der Universität Würzburg: Professor Stephan Ruschewehy ist seit 2002 Fachkoordinator für Physik und Mathematik und Dr. Stephan Wagner seit 2008 Fachkoordinator für Chemie.
Die Beiden waren auch involviert, als an den Universitäten in Herat im Jahr 2006 und in Nangarhar im Jahr 2011 Naturwissenschaftliche Fakultäten unter maßgeblicher Führung des DAAD gegründet wurden. Die Universität Nangarhar hat ihren Sitz in Dschalalabad im Nordosten Afghanistans. An ihren neun Fakultäten studieren derzeit nach Angaben des afghanischen Bildungsministeriums rund 6000 Studierende – darunter knapp 200 Frauen. Die Universität Herat, gelegen im westlichen Afghanistan, hat rund 5300 Studierende, darunter 1700 Studentinnen.
Mangel an Dozenten
„Ein Problem in Afghanistan ist der Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Gleichzeitig finden sich auch nur im begrenzten Umfang deutsche Dozenten, die bereit sind für einen längeren Zeitraum in Afghanistan im Rahmen einer Gastdozentur Vorlesungen abzuhalten“, schildert Stephan Wagner die Schwierigkeiten, die der akademische Aufbau mit sich bringt. Um diesen Lehrkräftemangel auszugleichen, haben Wagner und Ruschewehy im vergangenen Jahre 2012 einen Dozentenaustausch zwischen den Universitäten Herat und Nangarhar initiiert, den der DAAD finanziert hat.
Möglich war dies, da die Universität Herat eine Sommeruniversität ist mit langen Semesterferien im Winter, während die Universität Nangarhar als Winteruniversität lange Semesterferien im Sommer hat. „Die beiden bereits durchgeführten Austauschdozenturen waren trotz der großen kulturellen Unterschiede zwischen beiden Regionen ein großer Erfolg“, sagt Wagner.
Diskussion über Austausch und Partnerschaft
Jetzt waren die Rektoren und Dekane der Naturwissenschaftlichen Fakultäten beider Universitäten auf Einladung des DAAD in Würzburg zu Besuch. Hier diskutierten sie einerseits über ein mögliches Konzept für den weiteren Ausbau dieses Dozentenaustauschprogramms; andererseits nutzen sie die Gelegenheit, um gemeinsam mit dem Präsidenten der Universität Würzburg, Professor Alfred Forchel, Gespräche über die Ausgestaltung einer Partnerschaft zwischen der Uni Würzburg und den Universitäten Herat und Nangarhar zu führen.
Angedacht ist, zukünftig ausgewählte Dozenten der afghanischen Universitäten nach Würzburg einzuladen. Hier sollen sie die Möglichkeiten erhalten, sich im Rahmen einer Mitarbeit in einzelnen Forschungsgruppen wissenschaftlich weiterzubilden. Forchel sagte zu, für derartige Projekte Professoren in den einzelnen Fakultäten zu suchen, die als Paten für die afghanischen Dozenten fungieren könnten.
Kontakt
Prof. Dr. Stephan Ruscheweyh, T: (0931) 31-85005,
ruscheweyh@mathematik.uni-wuerzburg.de
Dr. Stephan Wagner, T: (0931) 31-85254,
stephan.wagner@uni-wuerzburg.de