Biozentrum der Universität Würzburg

Seit 50 Jahren an der Uni

19.09.2017

Solch ein Dienstjubiläum gibt es selten: Gerhard Eisenmann ist seit 50 Jahren an der Universität Würzburg beschäftigt. Und noch immer macht dem Feinmechaniker seine Arbeit am Biozentrum Spaß.

Gratulation vom Unikanzler: Gerhard Eisenmann (l.) mit Uwe Klug im Lichthof der Uni am Sanderring. (Foto: Gunnar Bartsch)

Als er an die Uni kam, war das Hubland noch Großbaustelle, die naturwissenschaftlichen Institute befanden sich am Röntgenring, die Uni hatte noch keinen Präsidenten, sondern stattdessen einen Rektor, und die gut 7.000 Studierenden verteilten sich auf gerade einmal fünf Fakultäten: Am 1. September 1967 hat Gerhard Eisenmann in der Werkstatt des Physikalischen Instituts seine Ausbildung zum Feinmechaniker begonnen – im Alter von 14 Jahren. Bis heute ist er der Uni treu geblieben und konnte deshalb jetzt sein 50-jähriges Dienstjubiläum feiern – als stellvertretender Werkstattleiter der Zentralwerkstatt im Biozentrum am Hubland.

Eine gläserne Stadt für Ameisen

Wer schon einmal den Film „Ameisen - Die heimliche Weltmacht“ gesehen hat, der hat gleich zu Beginn Bekanntschaft mit einer Arbeit von Gerhard Eisenmann gemacht. Dort sind Hunderte von Ameisen zu sehen, die durch Röhren und Zylinder krabbeln wie durch eine gläserne Stadt. Diese Stadt hat Eisenmann für den Ameisenforscher Bert Hölldobler gebaut, als dieser noch seinen Lehrstuhl an der Uni Würzburg innehatte.

Ein anderes Gangsystem für die sechsbeinigen Krabbler, das sich im Biozentrum vom Keller bis zum Dachgeschoss zieht, ist ebenfalls Eisenmanns Werk. Überhaupt stand der Feinmechaniker vielen Wissenschaftlern mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie spezielle Versuchsaufbauten für ihre Experimente benötigten – darunter beispielsweise der renommierte Bienenforscher Martin Lindauer, der Dressurversuche in großen Bienenflugräumen durchführte. Oder Karl Eduard Linsenmair. Für dessen Lehrstuhl konstruierte Eisenmann ein Messgerät zur Bestimmung des Sehwinkels der Wüstenassel – gemeinsam mit seinem Auszubildenden und „im Rahmen der Amtshilfe“, als die Werkstatt dieses Lehrstuhls gerade nicht besetzt war.

Kein Versuchsaufbau, der nicht funktioniert hätte

Ein berühmtes Experiment wäre ohne seinen Einfallsreichtum und sein technisches Geschick vermutlich nicht zustande gekommen: Eine Ameise, die mit einem feinem Draht fixiert ist, läuft auf einer etwa golfballgroßen Kugel, die sich dreht. Aus unterschiedlichen Richtungen bekommt das Tier wechselnde Düfte präsentiert und ändert dementsprechend seine Laufrichtung, was dazu führt, dass die Kugel ebenfalls ihre Rotation ändert. „Ich habe dafür eine Computermaus ausgeschlachtet und den Detektor hinter der Kugel montiert“, erklärt Eisenmann. Damit sei es möglich gewesen, die Laufrichtung der Ameise auszuwerten.

Sämtliche Wünsche der Wissenschaftler konnte Gerhard Eisenmann allerdings nicht erfüllen. Und schon gar nicht, wie bisweilen gewünscht, ad hoc. Manchmal habe er drei bis vier Tage tüfteln müssen, bevor er einen Lösungsvorschlag präsentieren konnte, erzählt er. Von Bert Hölldobler habe ihm das ein etwas verklausuliertes Lob eingebracht. Der habe ihm zum Abschied gesagt: „Ich konnte nur schlecht damit umgehen, wenn Sie nicht sofort eine Lösung präsentiert haben. Aber es gibt keinen Versuchsaufbau von Ihnen, der nicht funktioniert hätte.“

Anfänge am Röntgenring

Mit 14 – nur wenige Wochen vor seinem 15 Geburtstag – hat Gerhard Eisenman 1967 seine Lehre begonnen, in der Werkstatt der Physik, die damals noch in dem Gebäude am Röntgenring untergebracht war, in dem Wilhelm Conrad Röntgen sein Labor gehabt hatte. Dreieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung zum Feinmechaniker; im Anschluss daran wechselte Eisenmann auf eine Stelle am Zoologischen Institut, das in dieser Zeit ebenfalls noch am Röntgenring seine Räume hatte – in dem Gebäude, in dem heute Psychologen forschen und lehren. Im Februar 1992 erfolgte der Umzug ins Biozentrum, das zu dem Zeitpunkt in weiten Teilen noch Baustelle war.

Aus technischer Sicht habe sich an seiner Arbeitsweise in den vergangenen 50 Jahren wenig geändert, erklärt der Feinmechanikermeister. Ein wenig Elektronik sei dazu gekommen; dafür habe er in einem Abendkurs über zwei Jahre hinweg die Zusatzausbildung zum Elektronikassistent absolviert. Den Computer brauche er nur ab und zu, wenn er eine technische Zeichnung anfertige – oder für die Bürokratie.

Sportliche Pläne für den Ruhestand

50 Jahre bei ein und demselben Arbeitgeber; kein Wunder, dass Gerhard Eisenmann sagt, ihm habe die Arbeit Spaß gemacht. „Hier wiederholt sich praktisch nichts. Jeder Auftrag ist völlig individuell“, sagt er. Und so glaubt man ihm, wenn er erklärt, dass für ihn „kein vorrangiger Bedarf zu gehen“ besteht. Trotzdem zeichnet sich der Ruhestand für den bald 65-Jährigen am Horizont ab.

Was er dann machen wird? Wandern, Rad fahren, Boot fahren und vor allem Klettern. Da will er sich möglicherweise der Seniorengruppe anschließen, die regelmäßig in der Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins in der Zellerau trainiert. Schließlich ist Gerhard Eisenmann einer der Initiatoren, die den Anstoß zum Bau der Halle gegeben haben. Das ist auch heute noch in deren Eingangsbereich zu sehen: Dort steht ein Modell, das der Feinmechaniker in seiner Freizeit gebaut hat.

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